Verschwörungskurse an Volkshochschule: Mondlandung und 9/11 in Frage gestellt

Ein fragwürdiges Kursangebot gab es an der VHS Strasshof. Es wurde am Dienstag wieder gestrichen.

Niederösterreich.Ein fragwürdiges Kursangebot gab es ander VHS Strasshof. Es wurde am Dienstag wieder gestrichen."Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für die Menschheit": Diese Worte sprach Neil Armstrong, der erste Mensch auf dem Mond. Aber fand die Mondlandung überhaupt statt? Und wie war das eigentlich mit 9/11?

Ein fragwürdiges Kursangebot hatte die Volkshochschule Strasshof in NÖ auf dem Programm: Verschwörungstheorien und -analysen in drei Teilen. Je 10 Euro Teilnahmegebühr. Beworben wurden die Kurse im offiziellen Programm so: "Stimmt die offizielle Darstellung (...) oder haben 2200 Architekten und Ingenieure Recht, dass alle drei Türme bewusst kontrolliert gesprengt wurden? (...) Dann wäre an diesem Tag ein staatlich gebilligter Massenmord an 3000 Zivilisten begangen, der größte Versicherungsbetrug aller Zeiten gedeckt und der ,Kriegsanlass für den Krieg gegen den islamistischen Terror’ geschaffen worden. Wieder sind es die Details, die verblüffen und gleichzeitig stutzig machen!"

Disney-Film

Ähnlich klingt das beim Seminar über die "angebliche" Mondlandung: "Fand die Mondlandung also statt oder war sie eine filmische Inszenierung von Stanley Kubrick und den Walt Disney Studios?"

Benno Tapler, der Kursleiter, rechtfertigt das im KURIER-Gespräch so: "Kennen Sie die Meinungsbreite im Internet nicht? Da geht es nicht um Tendenziösität. Da sind alle aus dem Internet recherchierten Dinge drinnen." Er zeige nur alle denkmöglichen Varianten auf.

Tapler, pensionierter Jurist, bekräftigt, eine physikalische Ausbildung zu haben. "Ich war im Realgymnasium." Zudem interessiere er sich seit langer Zeit für diese Themen.

Dass diese Kurse nun für Kontroversen sorgen, bestürze ihn. "Dann wird’s den Vortrag halt nicht geben."

Tatsächlich wurden die Kurse, die im November stattfinden hätten sollen, noch gestern abgesagt. "Die sind fix vom Tisch. Es gab ohnehin noch keine Anmeldung", sagt Christian Graf, Leiter der Volkshochschule Strasshof. "Im Nachhinein betrachtet hätten wir sie nicht ins Programm geben sollen. Wir haben gewusst, dass das ein heikles Thema ist." Die Grundidee sei eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema gewesen. "Aber die Beschreibung ist schon reißerisch geschrieben. Das hätte man durchaus abschwächen können." 130 Kurse hat die VHS Strasshof im Programm. "Wir versuchen ein vielfältiges Programm auf die Beine zu stellen", erklärt Graf.

Bei den Volkshochschulen Niederösterreich ist man über die angebotenen Verschwörungskurse "fassungslos". "Wir sind in erster Linie Wissensvermittler. Solche Kurse halte ich aber für sehr bedenklich", meint dazu Landesgeschäftsführerin Elisabeth Halej.

Richtlinien

Die 73 Volkshochschulen arbeiten autonom, dennoch gebe man vor jedem Semester die Empfehlung heraus, nur "lupenreine Angebote" aufzunehmen. Dazu gibt es Richtlinien im Umgang mit Esoterikangeboten. Abgelehnt werden darin unter anderem Angebote, in denen Legendenbildung propagiert wird, Angebote auf der Basis von Spekulationen mit reinem Glaubenscharakter, die sich maßgeblich auf die Weltanschauung oder auf die Persönlichkeit von Menschen auswirken sowie auch Engelskult, Geisterglauben oder Satanismus.

Auch im Vorjahr gab es ähnliche Irritation über ein VHS-Angebot in Niederösterreich. Damals bot man in Zwettl einen Astrologie-Kurs folgendermaßen an: "Das Horoskop ist der Plan, aus dem wir unsere persönlichen Anlagen, Begabungen, Lebensaufgaben, Lernthemen und Schwerpunkte erkennen können. Wollen Sie einen Blick in Ihr Horoskop riskieren und darauf, was das Leben noch für Sie bereithält?"

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