Verkehr in NÖ: Das Land der Pendler und Autofahrer
In den 50er-Jahren arbeiteten 4.000 Menschen in der Kammgarnfabrik in Bad Vöslau (Bezirk Baden) – das damals insgesamt 9.000 Einwohner hatte. 70 Jahre später gibt es keine Fabrik mehr, aber einen Auspendleranteil von 77 Prozent. Keine Ausnahme. Mehr als 300.000 Niederösterreicher arbeiten aktuell nicht in ihrem Wohnbezirk, sind also Pendler. Und müssen mobil sein.
In Zahlen (laut Arbeiterkammer NÖ): 62 Kilometer legt der durchschnittliche Niederösterreicher täglich zurück, 54 Kilometer die Niederösterreicherin. 89 Minuten macht das pro Tag aus. Wobei: „Nur“ 42 Prozent dieser Wege sind Arbeitswege. Der Niederösterreicher (und die -in) ist also generell, auch in der Freizeit, viel und gerne unterwegs.
Dafür nimmt man sehr oft das Auto. 94 Prozent der Haushalte in NÖ haben eines oder mehrere. 60 Prozent der Wege werden damit zurückgelegt, für den Arbeitsweg noch mehr. Dabei investiert die Politik kräftig in den öffentlichen Verkehr. 2,3 Milliarden Euro fließen in den nächsten 20 Jahren etwa in Ausbau und Modernisierung der Bahnstrecken.
Das Kernproblem aber zeigt ein kleines Beispiel. Um etwa von Bad Vöslau nach Wien Meidling zu gelangen, braucht man mit der Südbahn flotte 26 Minuten. Genauso lang braucht man aber, um vom nur zehn Kilometer entfernten Berndorf mit Öffis zum Bahnhof Bad Vöslau zu gelangen. Und der Bus fährt nicht alle zehn Minuten. Da setzen sich viele lieber ins Auto, und wenn man schon drinnen sitzt, dann kann man auch gleich nach Wien fahren. Dass bisher knapp 54.000 Klimatickets alleine in NÖ verkauft wurden, macht aber Mut auf eine Wende.
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