Verkaufspoker um letzte Kasernen

Custozza-Kaserne, Neulengbach
Mediziner kaufte sich in Neulengbach Riesenvilla, bald will er umbauen

Den Traum vom eigenen Heim erfüllte sich Wolfgang Supper vergangenes Jahr. Der praktische Arzt aus Wien kaufte um mehr als eine Million Euro die Custozza-Kaserne in Neulengbach (Bezirk St. Pölten Land). Trotz 2700 Quadratmeter Wohnfläche lebt er dort so gar nicht fürstlich: „Wir nutzen die Villa wie früher die Soldaten, ohne Luxus. Wir haben nicht einmal einen Pool“, sagt Supper. 300 Quadratmeter der Villa bewohnt er gemeinsam mit seinem Vater.

„Wir fühlen uns sehr wohl, aber natürlich ist das Haus zu groß für uns“, sagt Supper, der deshalb ein Seniorenwohnheim einrichten möchte. Das Projekt steckt jedoch noch in der Planungsphase.

Wer sich ebenfalls eine Kaserne kaufen möchte, hat in Niederösterreich gleich mehrmals die Möglichkeit. Seit Jahren schreitet der Kasernenverkauf nur schleppend voran. Wie der KURIER berichtete, wird nun auch die Martinek-Kaserne in Baden bis Ende des Jahres geräumt. 402.000 Quadratmeter warten in Baden auf eine neue Verwendung. Der Preis steht noch nicht fest.

Masterplan

„Bis dato wurde ein Masterplan erstellt. Als nächster Schritt wird dieser der Stadtgemeinde präsentiert und versucht, künftige Nachnutzungsvarianten zu erarbeiten. Aufbauend darauf kann der Wert der Liegenschaft ermittelt werden“, heißt es von der SIVBEG (Strategische Immobilien-, Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft), die die Immobilien des Heeres verwaltet. Im Zuge der Erstellung des Masterplans wurden auch Bodenproben entnommen. Eine befürchtete Kontaminierung des Areals konnte laut SIVBEG nicht festgestellt werden.

In Wiener Neustadt soll heuer der letzte Teil der Bechtolsheim Kaserne verkauft werden. Eine Neuausschreibung ist derzeit in Vorbereitung, nachdem bei der letzten kein Käufer gefunden werden konnte. Im Frühjahr 2012 wurde ein Teil um 1,8 Millionen Euro verkauft. 2014 soll es auch endlich zu einem Verkauf der Magdeburgkaserne in Klosterneuburg kommen. Die Stadt meldete bereits vor Jahren Interesse an der auf rund acht Millionen Euro geschätzten Immobilie an, mit dem Ziel kommunale Einrichtungen oder Sozialwohnungen anzusiedeln. Weil die militärische Nutzung aber noch bis Ende 2014 geplant ist, bremst die SIVBEG jedoch. Ein Direktverkauf an die Stadt kann nur erfolgen, wenn diese ein öffentliches Interesse glaubhaft darlegen kann. „Wir warten immer noch“, sagt Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager. Insgesamt wurden durch die SIVBEG bereits 132 Heeresliegenschaften für 229,2 Millionen Euro verkauft.

Sieben Kasernen

In Niederösterreich waren es 28 Liegenschaften für 42,2 Millionen Euro, darunter sieben Kasernen: die Prinz Eugen-Kaserne Stockerau, die Smola-Kaserne in Großenzersdorf, die Marc Aurel Kaserne Hainburg, 50 Prozent der Maximilian Kaserne in Wr. Neustadt, der West-Teil der Bechtolsheim-Kaserne in Wiener Neustadt und die Kopal-Kaserne in St. Pölten. Auf dem Areal laufen Vorbereitungarbeiten für ein Zentrallager von Kika und Leiner.

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