Neue Ära für alte Schätze: Verjüngungskur für Fossilienwelt Stetten

Das Wort „Weltsensation“ trifft nur in den wenigsten Fällen zu. In der Fossilienwelt in Stetten (Bezirk Korneuburg) tut es das jedoch gleich mehrfach. Denn was dort in den 1980er-Jahren von Hobbyarchäologen entdeckt und 2005 bei der bis dato größten paläontologischen Grabung in Österreich freigelegt wurde, ist auf diesem Planeten einzigartig.
Mitten im Korneuburger Becken hat sich vor 16,5 Millionen Jahren ein Riff aus den größten Austern gebildet, die jemals existierten. Damals herrschten im Weinviertel tropische Bedingungen, längst ausgestorbene Tierarten tummelten sich in einem Urmeer und in Mangrovenwäldern. Wetterextreme führten dazu, dass die rund 15.000 Austern ertranken – und zu Stein wurden.
Heute liegt an dieser Stelle das größte fossile Austernriff der Welt, das dank der Fossilienwelt seit 2009 besichtigt werden kann. Und dem nicht genug: Im Zuge der Grabungen wurde die größte fossile Perle der Erde entdeckt. Ebenso kann der Schädel eines Langschnauzendelfins, der einst durch das Urmeer schwamm, nur in Korneuburg bestaunt werden.

Wie einst im Urmeer ...
Neues Konzept
Doch trotz all dieser unvergleichbaren Funde: Für die Fossilienwelt war es nicht immer leicht, sich unmittelbar vor den Toren Wiens als Ausflugsziel zu behaupten. Weshalb man vor vier Jahren beschloss, das Konzept auf neue Beine zu stellen.
Der ideale Partner dafür war schnell gefunden: die Firma Pronatour aus dem benachbarten Leobendorf, die seit 25 Jahren Erlebnisbereiche, meist in Bergstationen, gestaltet. Die beiden Begründer Werner Stark und Christian Lang hatten schon länger jede Menge Ideen für die familientaugliche Vermittlung von Korneuburgs Urgeschichte. Nun erhielten sie im Zuge der Umgestaltung den Zuschlag und sind die neuen Betreiber der Fossilienwelt.
„Der Knackpunkt war zunächst die Finanzierung“, erzählt Stark. Rund 2,1 Millionen Euro wurden in das Projekt gesteckt, investiert haben das Land Niederösterreich, die Wirtschaftsagentur Ecoplus, das EU-Interreg-Programm und der Regionalentwicklungsverein „10vorWien“. Die Bauarbeiten starteten im vergangenen Dezember. Mit der Eröffnung im April, rechtzeitig zu den Osterferien, hatte man sich ein sportliches Ziel gesetzt – und auch erreicht.

Die Ausstellung wurde komplett umgestaltet. Auch der hölzerne Riesenhai ist neu.
„Die Ausstellung wurde komplett umgestaltet“, schildert Stark. Aus einem musealen Konzept wurde mit wissenschaftlicher Unterstützung des Naturhistorischen Museums in Wien ein buntes, familienfreundliches Erlebnis, inklusive einer neuen Multimedia-Show. Und auch im Freibereich blieb kein Stein auf dem anderen. „Es mussten viele Geländearbeiten erledigt werden. Wir haben rund 5.000 Kubikmeter Material hin- und hergeführt“, schildert er. Entstanden ist ein Freizeitpark, der Spaß macht und Wissen vermittelt.
Öffnungszeiten
Die Fossilienwelt in Stetten hat bis 2. November jeweils von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Das Ausflugsziel ist der Teil des NÖ-Card-Angebots.
Infos: 02262/62409, www.fossilienwelt.at
Geschichte erleben
Sandbuchten, ein Abenteuerspielplatz mit Wasserspielbereich, eine Riesenrutsche sowie ein hölzerner Riesenhai laden zum Entdecken ein. Mit bunten Sonnenstühlen und einem Gastrobereich können auch Eltern und Begleitpersonen den Besuch in der Fossilienwelt genießen.

Die offizielle Eröffnung fand am Freitag statt.
„Gut Ding will Weile haben“, sagte Korneuburgs ÖVP-Stadtchef und Landtagsabgeordneter Christian Gepp, der die treibende Kraft hinter der Neugestaltung war. Zur offiziellen Eröffnung am vergangenen Freitag kam auch ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. „Eines der eindrucksvollsten Naturerlebnismuseen unseres Landes erstrahlt in neuem Glanz“, betonte sie. „Hier ist ein Ort entstanden, der Wissen spannend vermittelt, der Naturgeschichte für Jung und Alt erlebbar macht.“
Kommentare