Meist geschätzt, manchmal gehasst: Hagelflieger
Schwarze Wolken ziehen über die ausgedörrten Felder. Im Hintergrund hört man bereits das Motorengeräusch der Hagelflieger. Kurze Zeit später kommt für die Landwirte im südöstlichen Waldviertel die bittere Ernüchterung: Schon wieder ist der Regen ausgeblieben. Die Schuld geben sie den Piloten. Sogar Drohungen hat es schon gegeben.
Verhindert die Hagelbekämpfung per Flugzeug tatsächlich Niederschläge? Mit diesem Vorwurf müssen sich die Hagelpiloten, die im Großraum Krems unterwegs sind, derzeit herum schlagen. In trockenen Jahren bekommen Bauernvertreter im südöstlichen Waldviertel Ähnliches immer wieder zu hören. „Man muss die Sorgen ernst nehmen, auch wenn ich persönlich keinen Zusammenhang sehe“, sagt Josef Edlinger, selbst Landwirt und ÖVP-Landtagsabgeordneter aus Gföhl im Bezirk Krems.
Johannes Eckharter, Geschäftsführer des „Kulturenschutzvereins Langenlois und Umgebung“, hat eine Erklärung für den Eindruck der Bauern: Es sei ein Problem der Beobachtungsperspektive vom Boden aus. „Die Wolken haben, während wir sie beimpfen, zu diesem Zeitpunkt das Gebiet der Kritiker längst hinter sich gelassen“, erklärt er. Ob die Wolke dort abgeregnet hätte, weiß niemand. „Es ist ja auch in Gebieten trocken, die wir gar nicht befliegen, etwa im Bezirk Horn“, ergänzt er. Trotzdem erhält er immer wieder Drohungen. Vom „Abschießen“ der Flieger schrieb ein wütender Kritiker per SMS. Eine Anzeige bei der Polizei führte zur Verurteilung des Mannes bei Gericht.
Silberjodid-Aceton
Die 15 Piloten des Vereins sind mit ihren drei Maschinen bereits bei 69 Flügen an 20 Tagen – überdurchschnittlich oft – im Einsatz gewesen. Im Vergleich dazu gab es 2009 mit 93 die meisten Flüge an 35 Einsatztagen. Die Piloten verbrennen mit speziellen, an den Flugzeugen angebrachten Generatoren Silberjodid-Aceton. Der Effekt: Weil Eiskörner sich um Staubmoleküle bilden, erhöhen die eingebrachten Kristalle ihre Zahl so stark, dass die Hagelkörner viel kleiner bleiben, als das ohne die Beimpfung der Fall wäre. So schmelzen die Hagelkörner laut Verein, ehe sie den Boden erreichen.
Den beträchtlichen Aufwand finanzieren Landwirte, Gärtnereibetriebe und Autohäuser mit ihren Mitgliedsbeiträgen. Kündigen der Wetterdienst des Flughafens Schwechat und das eigene Radar Unwetter an, dann warten Piloten direkt am Flugplatz Gneixendorf, um schnell starten zu können.
Was die meisten Kritiker nicht wissen: Die Hagelflieger bekommen ihre jährliche Einsatzgenehmigung vom Land nur wegen eines Gutachtens, wonach man keine Auswirkungen auf den Niederschlag sieht. Dazu werden regelmäßig die GPS-Daten der Einsatzflüge und die Niederschlagskarten verglichen. Die Untersuchungen belegen, „dass in den untersuchten Niederschlagsdaten kein kausaler Zusammenhang zwischen den getroffenen Hagelabwehreinsätzen und den registrierten Niederschlagsmengen festgestellt werden konnte“, sagt Rainer Kaltenberger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).
„Könnten wir das Wetter wirklich beeinflussen, könnten wir uns mit dem Geld, das man uns für das Wissen zahlt, ein schönes Leben machen“, witzelt einer der Hagelpiloten.
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