Verbotene Literatur im Nebel im Waldviertel

Verbotene Literatur im Nebel im Waldviertel
Der chinesische Starautor Liao Yiwu ist Ehrengast bei dem Festival in Heidenreichstein.

Einmal im Jahr wird das nördliche Waldviertel zum literarischen Mittelpunkt des Landes – zahlreiche Literaturbegeisterte, Autoren, Schauspieler und Wissenschafter pilgern dann nach Heidenreichstein im Bezirk Gmünd.

Bereits zum 14. Mal findet das Festival „Literatur im Nebel“ im kommenden Jahr am 27. und 28. März statt. Der Tradition entsprechend gibt es wieder einen Ehrengast. Diesmal ist es der erfolgreiche Autor Liao Yiwu, der unter anderem mit seinem Buch „Fräulein Hallo und der Bauernkaiser“ weltweit Beachtung fand. Während er für seine Werke mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurde (dem Geschwister-Scholl-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels), sind sie in seiner Heimat, der Volksrepublik China, verboten.

Leben im Exil

Liao Yiwu, auch bekannt als Lao Wei wurde 1958 in der Provinz Sichuan geboren und wuchs in großer Armut auf. In den 1980er-Jahren war er einer der bekanntesten jungen Dichter in China und veröffentlichte regelmäßig in wichtigen Literaturmagazinen. Einige erschienen in Untergrund-Zeitschriften, weil sie im Stil westliche Lyrik waren, die von chinesischen Behörden als „geistige Verschmutzung“ gesehen wurde. 1989 verfasste er dann das Gedicht „Massaker“ über die gewaltsame Niederschlagung einer Protestbewegung am Tian’anmen-Platz in Peking am 4. Juni, wofür Liao Yiwu vier Jahre in Haft gehen musste.

Nach seiner Enthaftung publizierte er weiter, allerdings wurde der Verkauf seiner Bücher rasch verboten und 2001 durfte auch sein Name in Medien nicht mehr erwähnt werden.

2007 wurde Liao Yiwu vom Unabhängigen Chinesischen PEN-Zentrum mit dem Preis „Freiheit zum Schreiben“ ausgezeichnet, dessen Verleihung in letzter Minute verhindert wurde. 2008 erhielt der Schriftsteller nach mehreren missglückten Versuchen einen Reisepass, dennoch wurden ihm diverse Auslandsreisen von den Behörden untersagt. 2009 erschien dann sein Buch „Fräulein Hallo und der Bauernkaiser“. 2010 veranstaltete das internationale Literaturfestival Berlin am 4. Juni (Jahrestag des Tian’anmen-Protestniederschlagung) eine weltweite Lesung für Liao.

2011, als „Für ein Lied und hundert Lieder“ in Deutschland erschien, gelang Liao Yiwu die Flucht aus China über Vietnam nach Deutschland. Seitdem lebt er im Exil in Berlin. 2012 erschien „Die Kugel und das Opium“, 2013 „Die Dongdong-Tänzerin und der Sichuan-Koch“ sowie 2014 „Gott ist rot“.

Bei „Literatur im Nebel“ wird sein Schaffen in den Mittelpunkt von hochkarätig besetzten Lesungen, Gesprächen und Vorträgen gerückt. Weitere Infos: www.literaturimnebel.at

Kommentare