"Unsere Bevölkerung muss wachsen"

Bürgermeister Werner Krammer, ÖVP
Ertragsanteile werden weniger, die Aufgaben mehr: Strategische Stadtentwicklung soll in Waidhofen/Ybbs ein Ausweg sein.

Ein Jahr im Amt und ein Jahr vor der nächsten Gemeinderatswahl im Frühjahr 2017 bekam Bürgermeister Werner Krammer in Waidhofen/ Ybbs erneut den geeinten Widerstand der Opposition zu spüren. Die Koalition zwischen ÖVP und Bürgerliste UWG musste für die Aufnahme neuer Schulden im Budget 2016 heftige Schelte einstecken.

KURIER: Als im Jahr 2014 die Opposition Ihren Budgetvoranschlag abgelehnt hat, waren Sie bitter enttäuscht. Dieses Mal nehmen Sie das lockerer.

Bürgermeister Krammer: Das stimmt. Ich habe meine Erwartungshaltung heruntergeschraubt.

Waidhofen muss beachtliche Summen aufnehmen, um den ordentlichen und den außerordentlichen Haushalt im Jahr 2016 ausgleichen zu können. Die Kritik ist heftig.

Das haben wir schon immer so angekündigt. Von 2009 bis 2015 haben wir pro Jahr 500.000 Euro Schulden abgebaut. 2016 müssen wir in große Projekte investieren.

Um wie viel Geld geht es?

Für den ordentlichen Haushalt brauchen wir 2,1 Millionen, für den außerordentlichen 3,1 Millionen Euro. Gleichzeitig tilgen wir alte Schulden, sodass 1,2 Millionen im Schuldenhaushalt dazu kommen.

Niedrige Zinsen kommen der Stadt entgegen?

Ja natürlich. Gleichzeitig gibt es einen Rahmenplan von 2017 bis 2020 , die Schulden wieder zu tilgen.

Wie hoch ist die Pro-Kopf-Verschuldung. Muss Waidhofen Budgets von der Oberbehörde prüfen lassen?

Der Schuldenstand liegt bei 3940 Euro pro Einwohner. Über unsere Budgets können wir völlig eigenständig entscheiden.

Die sinkende Einwohnerzahl von Waidhofen/Ybbs ist für die hohe Quote mitverantwortlich?

Ganz eindeutig. 2005 hatten wir 11.800 Einwohner, Ende 2014 waren es 11.274. Das schmälert die Ertragsanteile für die Stadt, gleichzeitig werden die Aufgaben immer mehr.

Gibt es Gegenmaßnahmen?

Wir bemühen uns massiv. In der strategischen Stadtentwicklung ist die Schaffung von Wohnraum ein wichtiger Teil. Nach langen Bemühungen ist es mir gelungen, im Ortsteil Konradsheim die Schatzöd-Gründe mit 33 Bauparzellen zu bekommen. Im Stadtgebiet und auch direkt in der City laufen etliche große Wohnprojekte. Am Bene-Areal im Stadtteil Zell sollte sich ein Anbot für betreutes Wohnen entwickeln. Unsere Bevölkerung muss jedenfalls wieder wachsen.

Um welche Großprojekte geht es 2016?

Da steht einiges an. Die Wienerstraße muss saniert und der neue Schlosssteg finanziert werden. Dazu kommt auch noch die Sanierung der Zeller Hochbrücke, Katastrophenschutz im Form von Wildbachverbauten und die Errichtung der Rad- und Gehwegachse von Hauptbahnhof in das Stadtzentrum.

Mit der Auflösung des Bezirks Wien-Umgebung rückte auch eine Diskussion um den Wert der Statutarstädte in den Blickpunkt. Könnten Sie sich vorstellen, dass Waidhofen im großen Bezirk Amstetten aufgeht?

Das wäre kontraproduktiv. Gerade unser Magistrat ist ein Muster für hohe Servicequalität. Bürgermeister und Stadtverwaltung, die zugleich auch die Funktion einer Bezirkshauptmannschaft haben, müssen sich regelmäßig der Wahl stellen. Ich glaube , dass die Aufgaben für unser Magistrat sogar auf die Gemeinden des inneren Ybbstals ausgedehnt werden könnten.Anfang 2017 stehen in Waidhofen Gemeinderatswahlen an. Ist das politisch schon zu spüren?

Ganz eindeutig. Für Wahlkampf ist noch lange nicht Zeit. Wir haben jetzt ein konzeptives Jahr hinter uns. Jetzt geht es in den Bereichen Tourismus, Stadtentwicklung, Bürgerbeteiligung, Verkehrskonzept oder an die intensive Umsetzung.

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