„Unser Ziel ist ein fixer Schulplatz für Florian“

Florian Winterleitner ist Autist. Die Stützkraft, die er im Unterricht braucht, will niemand zahlen.
Sissi Pröll sagte finanzielle Unterstützung zu. Landesschulinspektorin will nun die Zuständigkeit klären

Noch immer sind sich die Behörden uneinig, wer die Stützkraft im Unterricht für den neunjährigen Autisten Florian Winterleitner aus Neulengbach zahlen soll.

Wie berichtet, soll der Neunjährige, der am Asperger-Syndrom leidet, ab September wieder zur Schule gehen. Solange sich aber die Behörden über die Finanzierung einer Stützkraft uneinig sind, ist Florians Schulbesuch ungewiss. Die Eltern fühlen sich von den Behörden im Stich gelassen.

Jetzt hat sich die Landesschulinspektorin für Sonderpädagogik, Maria Handl-Stelzhammer eingeschaltet. Sie will nun die „Zuständigkeit genau prüfen.“ Handl-Stelzhammer: „Die Situation ist sehr verfahren. Wir müssen den Fall pädagogisch und rechtlich klären und die Bedürfnisse der Familie einbinden.“ Erste Gespräche mit den Bezirksschulinspektoren in Tulln und St. Pölten-Land und der Familie seien bereits geführt worden. „Wir bemühen uns sehr um eine Lösung. Unser Ziel ist ein fixer Schulplatz für Florian“, sagt die Landesschulinspektorin.

„Unser Ziel ist ein fixer Schulplatz für Florian“
katastrophenhilfe sissy pröll
Finanzielle Unterstützung kommt auch vom Verein Hilfe im eigenen Land: „Wir beteiligen uns monatlich mit 200 Euro an der Finanzierung von Florians Stützkraft“, sagt Vereinspräsidentin Sissi Pröll.

Laut Österreichischer Autistenhilfe belaufen sich die Kosten für eine Stützkraft pro Schuljahr auf rund 10.000 Euro. Bis jetzt haben sich die Gemeinden Bad Vöslau und Strasshof bereit erklärt, Stützkräfte für autistische Schulkinder in ihren Gemeinden zu finanzieren.

Florian sammelt alte Fahrräder. Auch Gebetsbücher und alte Schreibmaschinen. Er interessiert sich für Kunst, Physik und Technik.
Florian ist manchmal auch aggressiv – zumindest in der Schule. Spontane Änderungen im Tagesablauf verängstigen ihn und setzen ihn unter Druck.

Der neunjährige Bub aus Neulengbach im Bezirk St. Pölten ist Autist. Deshalb geht er in die Sonderschule. Ob er die aber auch nach dem Schulbeginn in zwei Wochen noch besuchen kann, ist fraglich. Denn Florian braucht während des Unterrichts eine Stützkraft, die ihm und seiner Lehrerin zur Seite steht. Zahlen will die aber niemand. Deshalb hat Florian für das kommende Schuljahr noch keinen fixen Schulplatz. „Jeder sagt, man wird uns helfen, aber getan wurde nichts“, ärgert sich Astrid Winterleitner, Florians Mutter. Die Behörden, sagt sie, schicken die Familie im Kreis.

Weil Florian nach einem Eklat von seiner ehemaligen Schule im Bezirk St. Pölten suspendiert wurde, wechselte er im März ins Sonderpädagogische Zentrum in Ollern, Bezirk Tulln. Dort fühlt sich der Bub laut seinen Eltern wohl, er habe Freunde gefunden und komme mit seiner Lehrerin gut aus. Zuletzt war der Schüler aber nur zwei Stunden täglich im Unterricht: Die Stützkraft für seine Klassenlehrerin fehlt.


Nicht zuständig

Für deren Finanzierung kommt grundsätzlich der Schulerhalter, also die Schulgemeinde, auf. Die holt sich das Geld aber meist von der Wohnsitzgemeinde der Schüler. Florians Heimatgemeinde Neulengbach sieht sich aber nicht zuständig: „Wir zahlen die höhere Schulumlage, die durch den Wechsel des Schulsprengels zu entrichten ist“, sagt Bürgermeister Franz Wohlmuth. Zuständig für die Finanzierung von Florians Stützkraft sei aber nicht er, sondern der Bezirksschulrat von St. Pölten-Land oder Tulln.

Nur: Der Bezirksschulrat für St. Pölten-Land sieht sich auch nicht zuständig, weil Florian keine Schule im Bezirk besucht. Beim Tullner Bezirksschulrat hingegen weist man darauf hin, dass Florian in seiner neuen Schule so lange nicht ordnungsgemäß aufgenommen ist, bis die Finanzierung der Stützkraft geklärt ist. Und dafür seien laut Bezirksschulrat Florians Eltern verantwortlich. Wörtlich ist in einem Schreiben zu lesen: „Von Seiten der BSI ergeht die Aufforderung an die Eltern das Finanzielle bis spätestens Schulschluss 2013 zu klären [...]“

Das ist den Eltern bislang nicht gelungen. Sie fühlen sich im Stich gelassen. „Den Behörden ist das Problem längst bekannt. Alle sagen, wir brauchen eine Lösung, aber geschehen ist nichts“, sagt Florians Vater Ernst. „Aber jetzt wird es einmal Zeit. Es kann nicht sein, dass es keinen finanzierten Schulplatz für unseren Sohn gibt. Florian ist immerhin noch schulpflichtig."

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