Umweltpolizei im Weichenwerk

Umweltpolizei im Weichenwerk
Anrainer klagen über Lärm und Gestank, Grüne orten krebserregende Imprägnierstoffe. Alles gesetzeskonform, versichert die Stadt.

Im Umwelt-und Gesundheitsschutz sehe man „wesentliche Säulen der integrierten Unternehmensphilosophie“ erklärt der Marktführer der Weichenerzeugung, die WWG GmbHin St. Pölten-Wörth auf seiner homepage. Man bekenne sich „selbstverständlich zur Einhaltung sämtlicher rechtlicher Bestimmungen“. Das sehen die Anrainer der nahen Wohnsiedlung Hart anders. „Wir können durch den Gestank auch bei über 30 Grad nachts die Fenster nicht öffnen und unseren Garten nur sporadisch nutzen“ heißt es. Kinder würden in den Ferien schon um sechs Uhr Früh durch anrollende Lkw geweckt.

„Die Situation wird sich noch verschlechtern“, befürchten die Anrainer, die durchwegs anonym bleiben wollen. Lagerplatz und Manipulationsflächen seien 200 Meter an die Siedlungsgrenze gerückt und im Mai habe die Stadtverwaltung einen Dreischicht-Nonstop-Betrieb genehmigt.

Alarmiert

Die Grünen zeigen sich alarmiert. „Die hölzernen Bahnschwellen sind mit bedenklichen Stoffen getränkt, die als krebserregend gelten. Daran ändert auch der angebliche Einsatz neuartiger Imprägniermittel wenig“, weiß Gemeinderätin Julia Schneider. Die Lagerkapazität des Gemeinschaftswerks von Voest und ÖBB sei per Magistrats-Genehmigung von 1000 auf 9500 Schwellen erhöht worden.

Mittlerweile ist der Unmut der Bürger auch ein Fall für Polizei und Justiz geworden. Nach einer anonymen Anzeige ermittelte die Umweltgruppe des Landeskriminalamts im Werk und bei Anrainern. „Ein strafrechtlich relevanter Ansatz war nicht zu finden. Wir konnten einige Verwaltungsübertretungen feststellen, weil die Schwellen-Lagerung nur teilweise genehmigt war,“ berichtet ein Ermittler. Der Bericht wird der Staatsanwaltschaft zur Beurteilung vorgelegt.

Im Rathaus sieht man keinen Grund für Bürger-Ängste. „Das Weichenwerk hat die Genehmigung zur Lagerung von Schwellen, wobei der Lagerort genau beschrieben ist. Das Verfahren wurde gesetzeskonform durchgeführt, bei Kontrollen gab es bisher keine Beanstandungen“ teilt die Behörde (Stadt in ihrer Funktion als BH) lapidar mit.

Eine Stellungnahme der WWG war Mittwoch nicht möglich. Das sei Chefsache, hieß es, dieser sei erst Donnerstag wieder im Haus.

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