"Ließen ihn wie einen Hund am Boden liegen“

Kinderambulanz Tulln
Ein kranker Elfjähriger lag eine Stunde am Boden, ehe sich im Krankenhaus Tulln jemand um ihn kümmerte.

Dienstag, 5. Februar, Semesterferien: Der elfjährige Sohn von Uschi Schön aus Hagenbrunn, Bezirk Korneuburg, hat die ganze Nacht erbrochen. Am späten Nachmittag fuhr die Mutter mit ihrem Sohn in die nächste Kinderambulanz ins Krankenhaus nach Tulln. Dort musste Schön, wie sie erzählt, erst einmal eine Dreiviertelstunde warten, ehe die Tür zum Behandlungsraum aufging. Zum Arzt ist sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekommen. „Der Kreislauf meines Sohnes war sehr geschwächt. Ich konnte ihn nicht mehr halten und alle Sesseln in der Ambulanz waren belegt“, erzählt die 45-Jährige. „Er hat sich dann die Winterjacke untergelegt und sich auf den Boden gelegt, weil er so erschöpft war“, erzählt die Frau. Über eine Stunde sei ihr Sohn so am Boden gelegen – daneben eine Plastikdose, falls er erneut brechen sollte.

„Fünf Personen des Spitalspersonal sind an ihm vorbeigegangen. Sie ließen ihn wie einen Hund am Boden liegen. Niemand hat gefragt, ob er vielleicht einen Sessel braucht oder sich auf ein Bett legen will, während wir warten müssen.“

Zwei Mal hat Schön an die Tür zum Behandlungsraum geklopft. „Es hieß immer, dass es noch ein bisserl dauert, aber gekommen ist niemand.“ Dann holte die 45-Jährige selbst Hilfe. In einem anderen Behandlungsraum fand sie eine Ärztin, die sich sofort um ihren Sohn kümmerte. „Sie hat schnell reagiert, eine Infusion verabreicht und ihn stationär aufgenommen“.

Personal fehlt

Dass es der Tullner Kinderambulanz an Ressourcen fehlt, bestätigt ein Arzt der Ambulanz, der unerkannt bleiben will: „Eine Ambulanzschwester gibt es nur bis 15 Uhr, danach müssen sich Stationsschwestern, die mehrere Patienten betreuen, nebenbei um die Ambulanz kümmern. Das ist zu wenig. Der Spitalsleitung ist das bekannt, wir haben das mehrmals moniert.“ Wie es dazu kommen konnte, dass ein am Boden liegender Bub ignoriert wurde, müsse „evaluiert“ werden.

Von der nö. Landeskliniken-Holding kam nur ein knappes Statement. „Wir nehmen die Beschwerde sehr ernst und werden den Fall detailliert prüfen.“

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