Trüffel für Zuhause: Zu Besuch auf Österreichs erster Plantage

Trüffel für Zuhause: Zu Besuch auf Österreichs erster Plantage
Bei Herzogenburg bauen Alexander Urban und Tony Pla Sommertrüffel an. Der „Trüffelgarten“ kämpft seit einigen Jahren mit Hitze und Trockenheit.

Trüffelanbau geht auch in Niederösterreich. Richtig gelesen: der Pilz, bei dem viele an Luxus und kostspieliges Essen denken, muss nicht zwingend in Italien oder Frankreich mit Trüffelhunden oder -schweinen gesucht werden. Längst wird er landwirtschaftlich – sogar im eigenen Garten – kultiviert. Auch mitten in Österreich.

Seit fast 20 Jahren betreiben Alexander Urban und sein Geschäftspartner Tony Pla eine Plantage in der Nähe von Herzogenburg. Der Name: „Trüffelgarten“.

Trüffel-Bäumchen

Leicht zu erkennen ist die Anbaustelle nicht. Auf den ersten Blick sieht man nur eine größere Gruppe an Bäumen. Es sind aber eben nicht irgendwelche Bäume, sondern rund 200 Trüffel-Bäumchen.

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Die Plantage ist für Unwissende sehr unscheinbar

Trüffel für Zuhause: Zu Besuch auf Österreichs erster Plantage

„Wir haben die Bäume im Gewächshaus aufgezogen und dort mit Trüffel beimpft“, erklärt Alexander Urban. Die Bäume kommen dabei in Kontakt mit Pilzsporen und gehen dann eine Symbiose mit dem Trüffel ein. Sprich: Der Baum und der Trüffel arbeiten von da an zusammen. Werden die Bäume dann ausgepflanzt – wie die Exemplare auf der Plantage –, beginnt mit etwas Glück auch die Trüffelproduktion.

Schönste Exemplare gehen in den Verkauf

Und die kann durchaus von Erfolg gekrönt sein. Knapp 16 Kilo Sommertrüffel auf rund 1.600 Quadratmetern konnte Urban im vergangenen Jahr im „Trüffelgarten“ ernten. Hochgerechnet 100 Kilogramm pro Hektar also. Der Höchststand bisher. Die schönsten Exemplare gehen in den Verkauf. Bei einem aktuellen Marktwert um die 270 Euro pro Kilo.

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Alexander Urban vom "Trüffelgarten". Die schönsten Sommertrüffel gehen in den Verkauf

So groß wie im vergangenen Jahr wird die Ernteheuer aber nicht mehr ausgefallen. Durch die Klimaveränderung ist es für die Pilze zu heiß und zu trocken geworden.

Keine Bewässerungsanlage

„Wir haben im vergangenen Jahr auch Trüffel geerntet, die nicht ganz ausgereift waren. Einfach um zu verhindern, dass die Pilze austrocknen“, sagt Urban. Bewässern kann man die Plantage in Herzogenburg nämlich nicht. Heuer dagegen sollen nur ausgereifte Trüffel geerntet werden.

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Links ein ausgetrockneter, rechts ein ausgereifter Trüffel

„Wir haben den Ort hier vor mehr als 20 Jahren ausgesucht. Wir hielten das unter den damaligen Voraussetzungen als optimal“, sagt Urban. Mittlerweile aber ist die Situation eine ganz andere. Die langen Trockenperioden setzen dem Boden zu. Dagegen kämpft Urban mit Strohsäcken. „Die verlangsamen die Verdunstung.“ Zu den klimatischen Veränderungen kommen die Tiere, die ebenfalls einen Teil der Trüffel befallen.

"Wir leben vom Gewächshaus"

Die wichtigste Einnahmequelle des „Trüffelgarten“ ist aber sowieso nicht die Plantage: „Wir leben vom Gewächshaus“, sagt Urban. Ihre Trüffel-Bäumchen verkaufen sie nicht nur in Österreich, sondern in Deutschland und der Schweiz. Um die 30 Euro kostet so ein Bäumchen.

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Strohsäcke sollen das Austrocknen verhindern

Anfang der 2000er-Jahre war Urbans Plantage die erste im deutschsprachigen Raum. Mittlerweile gibt es mehrere davon.

Trüffel im Garten

Sogar in die Gärten hätten sich die Kunden von Alexander Urban die Trüffel-Bäumchen geholt. „Das kann ganz gut funktionieren. Gärten sind aus verschiedenen Gründen oft mit Kalk angereichert. Das mögen die Trüffel.“

Wichtig sei eben der richtige Baum für den richtigen Boden. Und auch, dass nicht nur ein Bäumchen gesetzt wird. „Trüffel müssen befruchtet werden. Hat man mehrere Bäume, braucht man in der Umgebung keine wilden Trüffel“, erklärt Urban.

Wasser in der Landwirtschaft wird immer weniger

Zudem rät Urban in jedem Fall zu einer Bewässerungsanlage. Denn ohne diese könnte es in den kommenden Jahren schwierig werden – wie sich auf der Plantage in Herzogenburg zeigt.

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Nur der reife Trüffel hat den unverkennbaren Geruch

Verloren ist die Plantage hier deshalb aber noch lange nicht. „Das Wasser in der Landwirtschaft wird nicht mehr. Auf der Plantage versuchen wir nun, Wege zu finden, mit dem vorhandenen Wasser auszukommen.“ Eine Art Trüffel-Experimentierplantage, sozusagen. Den ganzen Sommer über nimmt Urban deshalb bereits Proben. „Ich will herausfinden, wohin die Trüffel verschwinden und wie wir gegen die Trockenheit vorgehen können“, sagt er.

Erste Erfolge bemerkbar

Und erste Erfolge dieser Mühen machen sich schon bemerkbar: Einige Knollen konnten heuer schon – in voller Reife – geerntet werden. Nur eben etwas früher als für den Sommertrüffel üblich.

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