Traditionswirt sperrt zu

Wirt Erich Schirmböck sperrt zu
Zwölf Jahre kein Urlaub. Zum Leben reichte der Umsatz im Wirtshaus aber dennoch nicht.

Die Bahn brachte Bewegung in die Region. Das war vor langer, langer Zeit. 1908 übersiedelte der Urgroßvater von Erich Schirmböck von Seebarn nach Ernstbrunn, Bezirk Korneuburg, und eröffnete das Wirtshaus gegenüber vom Bahnhof. Das Geschäft lief immer gut und dennoch setzt Schirmböck einen Schlussstrich unter das Traditionsunternehmen. Ende Oktober sperrt er das Restaurant "Zur grünen Insel" für immer zu. Durch den unermüdlichen Einsatz für die Kundschaft war der 54–Jährige oftmals dem "burn-out" nahe. Doch die Liebe zum Beruf und zu den Gästen haben ihn über so manches Tief hinweggetröstet.

"Aber vom Draufzahlen kann man nicht leben", sagt Schirmböck heute. Jahrelang hat er mit dem Zusperren gehadert. Die Kundschaft durfte davon natürlich nichts mitbekommen. "Ein Menü, ein Seidel Bier, gerne, sofort", wiederholte der Gastronom freundlich und salutierte dabei fast vor dem Gast – Bauch einziehen und Brust raus. Beim Vorbeigehen noch schnell den Gast am Nebentisch gefragt, ob alles in Ordnung sei.

Doch die Fixkosten samt Kosten fürs Personal waren für den Umsatz – obwohl das Wirtshaus stets gut besucht war – viel zu hoch. "Im Winter musste ich alles heizen und die Stromkosten für das Haus sind enorm", sagt Schirmböck.

Pleitegeier

Als das Geld nicht einmal mehr zum Begleichen der Stromkosten reichte, meldete Schirmböck die Insolvenz an. 70 Prozent der Außenstände sollten beglichen werden. "Ich lebe hier und wollte den Leuten danach auch in die Augen schauen können", sagt der Gastwirt. Doch die Latte war zu hoch. Trotz Personal- und Stunden-Reduktion der Mitarbeiter im Service und in der Küche gingen sich die 70 Prozent nicht aus – der Anschlusskonkurs war unausweichlich. "Da hat die Familie beschlossen, dass wir aufhören", sagt Schirmböck. Ende Oktober wird zum letzten Mal aufgekocht. Stress kommt keiner mehr auf. "Die schlimmste Zeit war als ich nicht wusste, wie ich die nächste Rechnung zahlen soll", sagt der Wirt. Der Masseverwalter muss nun einen Käufer oder einen Nachfolger für das Gasthaus finden. Interessenten soll es bereits geben.

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