Tourismus in NÖ in Not: Ohne Fördergeld kein Hüttenzauber

Gäste genießen das Essen und den Ausblick auf der Terrasse der Speckbacherhütte in Breitenstein
Stürme, Unwetter und immer häufigere Wetterextreme setzen Österreichs Berghütten massiv zu. Zwei Drittel aller Schutzhütten stehen in Niederösterreichs Voralpen, 95 sind es an der Zahl. An vielen nagt bereits der Zahn der Zeit, einige sind mehr als 120 Jahre alt. Die meisten Hütten werden durch die vier großen alpinen Bergvereine – Naturfreunde, Alpenverein, Österr. Touristenklub und Bergsteigervereinigung – bewirtschaftet und auch in Stand gehalten.
Auf Druck der Organisationen hat das Land Niederösterreich im Vorjahr ein wichtiges Rettungspaket für jene Schutzhütten auf den Weg gebracht, die von der Bundesförderung ausgenommen sind. Zum Beispiel dann, wenn sie auch mit dem Auto erreichbar sind.
Von heuer bis 2028 wurde ein Förderpaket von 1,2 Millionen Euro geschnürt, die ersten 300.000 Euro davon sind bereits abgerufen, ausbezahlt und in die Hütten investiert worden.
Das Land übernimmt bis zu 80 Prozent der Kosten des jeweiligen Projekts, erklärte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im Zuge eines Besuches der Speckbacherhütte (1.089 Meter) auf dem Kreuzkogel im Semmeringgebiet bei Breitenstein (Bezirk Neunkirchen).
Die Wahl der Hütte kam nicht von ungefähr. Die Speckbacherhütte ist wegen ihres kulinarischen Angebots und des atemberaubenden Ausblicks von der Sonnenterrasse nicht nur eine der beliebtesten der Region. Es gab auch dringenden Investitionsbedarf, weiß der gute Geist des Hauses, Pächterin Alexandra Pirchmoser.
Neue Heizung
Mit Hilfe der neuen Landesförderung konnte die Bergsteigervereinigung als Eigentümerin endlich die Heizung erneuern. „Solche kostspieligen, aber wichtigen Sanierungen können die Vereine nicht alleine mir ihren Mitgliedsbeiträgen stemmen“, erklärt Franz Zehetmayer, Präsident des Touristenklubs (ÖTK).

Alexandra und Helmut Pirchmoser mit Johanna Mikl-Leitner und Bürgermeister Wolfgang Ruzicka (Schottwien)
Für die nächsten Generationen
Mit Hilfe des Fördergeldes wurden heuer bereits elf Schutzhütten in Niederösterreich saniert. Die Nebelsteinhütte des Alpenvereins in Moorbad Harbach hat neue Fenster und eine Terrasse erhalten. Der ÖTK konnte in Puchberg am Schneeberg im Damböckhaus die Installationen auf den neuesten Stand der Technik bringen, die Naturfreunde in Reichenau an der Rax die Hirschwangerhütte umfassend sanieren.
Durch die Förderung konnte auch die Prochenberghütte (ÖAV Sektion Waidhofen/ Ybbs) erfolgreich modernisiert und für kommende Generationen gesichert werden, weitere Projekte seien in Planung, so der Vorsitzende des NÖ Alpenvereins, Johannes Ettmayer. Mikl-Leitner hob die Bedeutung eines intakten Hüttennetzes für den Tourismus hervor.

Gut bewirtet auf der Speckbacherhütte am Kreuzkogel
Wanderlust
Jeder dritte Urlaubsgast komme bereits wegen des Wanderns nach Niederösterreich. Zu den etwa 500.000 Tagesgästen pro Jahr kommen rund 11.000 Nächtigungen dazu. Laut Statistik geben die Gäste bei ihrem Besuch pro Tag rund 100 Euro aus, wenn sie die Wanderung mit einem Urlaub mit Nächtigung verbinden.
„Das bringt Wertschöpfung ins Land und sichert Arbeitsplätze“, erklärt Mikl-Leitner. Die Landeshauptfrau geriet vor der Bergkulisse bei Kaiserwetter ins Schwärmen und ging soweit, die Schutzhütten als „wichtiges Kulturgut Österreichs“ zu bezeichnen.
Profiteur des nö. Förderprogrammes sei auch die heimische Wirtschaft, wurde am Dienstag beim Besuch der Speckbacherhütte von allen Beteiligten betont. „Jede Investition löst auch einen Schub an Eigenmittel aus, was wiederum in die heimische Wirtschaft und an Firmen zurück fließt“, sagt Christian Zinkl vom Alpenverein.
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TV-Tipp
KURIER TV berichtet zur Schutzhüttenförderung in Niederösterreich am 23. Juli im REGIONAL kompakt-Magazin um 17:30 Uhr und um 19:30 Uhr.
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