Prestigeprojekt von Promi-Hotelier: Gericht gibt grünes Licht für Bau des Grand Semmering

Zweieinhalb Jahre. So lange hat die Naturschutzorganisation "Alliance for Nature“ (AfN) den Grazer Hotelier Florian Weitzer auf dem Semmering mit ihren Einsprüchen ausgebremst. Verhindert hat man damit aber nichts.
Das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) hat alle Einwände der AfN gegen den Um- und Ausbau des alten Kurhauses zum Grand Semmering abgewiesen und damit grünes Licht für Weitzers prestigeträchtiges Leuchtturmprojekt gegeben. Eine eigene Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP), wie von Alliance for Nature gefordert, ist nicht nötig, so das Gericht.

Für Florian Weitzer ist das Kurhaus der sechste Hotelstandort.
Positiver Baubescheid erteilt
Der bekannte Hotelier hat 2019 das aus dem Jahr 1909 stammende Kurhaus erworben, um daraus das Grand Semmering zu machen und dem Ort damit zu alten Glanzzeiten zu verhelfen. Am Freitag erteilte die Gemeinde dem Vorhaben einen positiven Baubescheid, bestätigt Semmerings Bürgermeister Hermann Doppelreiter (ÖVP).
Auch eine Betriebsanlagenbewilligung der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen liegt bereits vor. "Wir sind froh, dass es nun Rechtssicherheit gibt und Florian Weitzer sein Projekt endlich umsetzen kann. Aber aus touristischer Sicht ist es ein Wahnsinn, wie lange es gedauert hat“, sagt Doppelreiter.

Das Kurhaus ist eines der Monumentalbauten am Semmering.
UNESCO-Welterberegion
Der Region Semmering fehlen für eine positive Entwicklung gut 1.000 attraktive Gästebetten, meinen Touristiker. Deshalb feierte man Weitzers Ambitionen, den verfallenden Monumentalbau aus dem Dornröschenschlaf zu holen. Aber es wäre nicht der Semmering und die viel beachtete UNESCO-Welterberegion, würde sich nicht auch Widerstand regen.
"Alliance for Nature“ hat jahrzehntelang den Semmering-Basistunnel torpediert. Nun hat es AfN-Generalsekretär Christian Schuhböck auf Weitzers Hotelpläne abgesehen.
Die Organisation sieht das Welterbe gefährdet. Als die NÖ Landesregierung 2022 per Bescheid entschied, dass für den Ausbau des Kurhauses keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig ist, kam der Einspruch von der AfN. Der Akt wanderte zum Bundesverwaltungsgericht (BVwG). Wegen der aufschiebenden Wirkung lag das Projekt seither auf Eis.
Im Kern kam das BVwG zu der Erkenntnis, dass das Kurhaus nicht in der schützenswerten UNESCO-Kernzone der unmittelbaren Ghega-Bahntrasse (156 Hektar), sondern außerhalb in einer Pufferzone liegt.
"Die denkmalschutzgerechte Revitalisierung des Kurhauses führe langfristig zu einem positiven Einfluss. Gleichermaßen würden die Sichtbeziehungen anderer Vorhaben in der Umgebung zur Bahnstrecke durch das Änderungsvorhaben nicht berührt. Es komme dementsprechend zu keiner wesentlichen Beeinträchtigung des Schutzzwecks der UNESCO-Welterbestätte Semmeringeisenbahn ...“, heißt es in der Gerichtsentscheidung.

Die alte Semmeringbahn ist UNESCO-Weltkulturerbe.
Schuhböck bezeichnet das Erkenntnis der Richterin als "Fehlurteil“. Das Welterbe-Komitee habe der Korrektur von Österreich nie zugestimmt, dass 8.600 Hektar zur "Pufferzone“ erklärt wurden. "Sollte bei den Schutzgütern etwas passieren, dann hat Weitzer als Projektant und das Gericht daran Schuld“, so Schuhböck.
350 Betten im Endausbau
Das eingereichte Projekt sieht neben der Renovierung des Stammhauses mit 95 Zimmern einen Zubau mit 55 Zimmern und einer maximalen Kapazität von 350 Betten vor. Dazu kommt ein neues Palmenhaus als Wellnessbereich am Standort der ehemaligen Villa Meran, ein Mitarbeitertrakt mit 46 Zimmern sowie eine Tiefgarage mit 187 Stellflächen für Gäste und weiteren 36 Plätzen für Mitarbeiter.
Insgesamt beansprucht das Projekt inklusive Straßen, Wege und Grünflächen 4,2 Hektar Fläche.
Substanz muss trocknen
Wie Hotelier Florian Weitzer erklärt, sei er froh darüber, dass "die Sache gut ausgegangen ist“. An dem Projekt halte er trotz der unangenehmen Verzögerung selbstverständlich fest. "Die Firmen wurden beauftragt das alte Haus auf Null zu setzen. Es wird ausgeräumt und entkernt“, erklärt Weitzer.
Wegen der Feuchtigkeit und des Zustandes der alten Substanz rechnet der Hotelier aber damit, dass man frühestens in ein bis zwei Jahren mit dem tatsächlichen Umbau beginnen kann.
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