„Tour de Kuh“

„Tour de Kuh“
Gerhard Zadrobilek. Wie aus dem erfolgreichen Radrennfahrer der Züchter der exklusivsten Rinder der Welt wurde

„Ich sehe mich weniger als Landwirt oder Züchter, ich mache ein Genussmittel“, sagt Gerhard Zadrobilek. Die Rede ist dabei von Rindfleisch, aber von besonderem Rindfleisch. Kobe-Beef nennt es sich und Zadrobilek brachte den elitären Genuss als Erster nach Österreich. Den Genuss darf man sich auch etwas kosten lassen: Beim Filet wohlfeile 260 Euro pro Kilogramm.

Mitten im Wienerwald, in Laab im Walde (Bezirk Mödling) grasen in ländlicher Idylle friedlich Rinder. Sie sind schwarz und etwas kleiner als „normal“, unterscheiden sich auf den ersten Blick aber nicht von herkömmlichen „Rindviechern“. Doch die Tiere sind etwas Besonderes. Sie heißen Wagyu und stammen ursprünglich aus Japan. Nach Österreich gebracht hat sie Gerhard Zadrobilek.

Restaurantbetreiber Peter Rössler vom Livingstone in Wien hat dem Ex-Radprofi vor 15 Jahren die Idee schmackhaft gemacht. „Er hat mir von dem Fleisch vorgeschwärmt und ich dachte mir, da ist was dran“, erinnert sich Zadrobilek. Als Nebenerwerbslandwirt züchtete er bereits seit einigen Jahren schottische Hochlandrinder. In seiner Zeit als Sportler hatte ihn der Ehrgeiz, als Erster über die Ziellinie zu fahren, zu tollen Erfolgen geführt, nun setzte sich die Idee im Kopf fest, der Erste zu sein, der diese Rasse aus Japan in Österreich züchtet.

„Tour de Kuh“

Der Beginn: 2007 wurden die ersten Wagyu-Kälber geboren 

Schwerer Beginn

Leicht gesagt, aber schwer getan. Denn Wagyu (was übersetzt einfach japanisches Rind bedeutet) gab es nicht so einfach zu kaufen. 2006 startete Zadrobilek deshalb ein riskantes Unternehmen, einen Embryonen-Import aus Kanada. „Von den 16 Embryonen haben es vier Kälber geschafft, und drei davon waren Stiere. Die Ausgangslage war also miserabel“, erinnert er sich. Doch er gab nicht auf.

„Es ist schön, ein Pionier zu sein. Obwohl ich als Spinner angesehen wurde. Doch ich dachte mir, die Neider sind schon da, das wird ein Erfolg.“ Bei Kosten von tausend bis zweitausend Dollar pro Embryo war das auch eine teure „Spinnerei“. Insgesamt 35 Embryonen wurden importiert, 15 Kälber wurden geboren, zehn davon waren Stiere. „Ich war knapp davor, das Handtuch zu schmeißen, aber im Radsport habe ich auch nicht beim ersten Gegenwind aufgehört. Ich hatte den Traum, das beste Rindfleisch anzubieten“, erinnert sich Zadrobilek an die schwierigen Anfänge.

„Tour de Kuh“

Genuss: Bis zu 260 Euro kostet ein Kilo Kobe-Fleisch

Und er sollte recht behalten. Heute läuft das Geschäft gut, 40 Tiere umfasst die Herde. Und in Corona-Zeiten ist es die Haupteinnahmequelle für Zadrobilek, der auch als Coach für mentale Fitness arbeitet, doch derzeit keine Seminare durchführen kann. Stattdessen arbeitet er daran, die „Rindfleisch-Kultur“ zu heben. „Bei einem Essen in einem guten Restaurant wird beim Wein hingewiesen, woher er stammt, wer der Winzer ist. Beim Fleisch sollte das Bewusstsein dafür auch vorhanden sein“. Mit seinem als Marke eingetragenen „Kobe Beef Austria“ setzt er sich dafür ein und gibt auch gerne Tipps, wie man es zubereiten sollte. „Weil viele Angst haben, was sie mit einem so teuren Fleisch machen sollen. Der monetäre Erfolg ist nicht unwichtig, aber ich möchte Leute begeistern. Wenn mir Kunden sagen, dass es für sie ein Feiertag ist, wenn mein Fleisch bei ihnen auf den Tisch kommt, bin ich auf dem richtigen Weg.“

www.kobe-beef-austria.at

Kommentare