Tod am Mont Blanc: Bergführer wehrt sich

Tod am Mont Blanc: Bergführer wehrt sich
Nach dem Tod eines 49-jährigen Niederösterreichers auf dem Mont Blanc wird einem Tiroler in Frankreich fahrlässige Tötung vorgeworfen.

Ich trage die Bilder des Absturzes und den Hermann sicher ein Leben lang in mir, aber ich würde in einer vergleichbaren Situation wieder so handeln", sagt der 38-jährige Tiroler vor Prozessbeginn. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, nicht ausreichend für die Sicherheit seines Kunden gesorgt zu haben. Der Niederösterreicher sei nicht angeseilt gewesen und die Tour hätte nur mit zwei Gästen gemacht werden dürfen. Der Angeklagte weist jede Schuld von sich. "Es tut mir menschlich furchtbar leid, aber als Bergführer habe ich keine groben Fehler gemacht."

Drama

Die Tragödie hatte sich am 24. Juni im Bereich des Couloir du Gouter in einer Höhe von rund 3700 Metern ereignet. Bei idealen Bedingungen stieg die vierköpfige Gruppe zur Gouter Hütte auf. Der Niederösterreicher ging dabei im Seil. Rund 200 Höhenmeter unterhalb der Hütte war er sich aber nicht mehr sicher, ob er hinauf oder absteigen möchte.

Weil er die anderen nicht bei ihrem Gipfelgang behindern wollte, habe der 49-Jährige vorgeschlagen, dass die Gruppe ohne ihn zur Hütte aufsteigen soll. "Nach einer längeren Diskussion willigte ich schließlich ein, die beiden anderen hinaufzubringen und ihn dann abzuholen", schildert der Tiroler. "Der Platz war sicher, nicht steinschlaggefährdet, der Hermann gut ausgerüstet und ein erwachsener, zurechnungsfähiger Mann."

Doch nach rund einer Viertelstunde soll der 49-Jährige begonnen haben, dem Trio selbstständig nachzusteigen. Dabei kam er aus unbekannter Ursache zu Fall, glitt etwa 40 Meter über ein Schneefeld und stürzte dann rund 400 Meter in die Tiefe.

"Ich musste das Unglück mit ansehen. Als ich mich umgedreht hab', lag er bäuchlings, mit dem Kopf nach unten, im Schnee und rutschte ab." Der Tiroler alarmierte sofort die Rettungskräfte, doch für den Verunglückten kam jede Hilfe zu spät.

Brotberuf

Seitdem hat der 38-Jährige, der seit elf Jahren geprüfter Bergführer ist, diese Bilder im Kopf. "Ich habe schon Kameraden neben mir sterben sehen. Aber es war mein erster Unfall mit einem Gast", meint er betroffen. Doch seinen Beruf aufgeben will er trotzdem nicht. "Er ist mein Leben, damit ernähre ich meine Familie.

Die Frau des Verunglückten macht ihm keine Vorwürfe. "Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände. Mein Mann ist der Gruppe wohl im guten Glauben gefolgt, um dem Bergführer einen Weg zu ersparen", sagt sie traurig. Dem Prozess, der am Donnerstag in der französischen Kleinstadt Bonneville startete, wohnt sie aber nicht bei. "Das wühlt nur alles wieder auf und ist eine Belastung. Und den Hermann bringt mir nichts mehr zurück."

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