Strom für windstille Nächte

Strom für windstille Nächte
Alle zehn Jahre steht das Kohlekraftwerk Dürnrohr 14 Wochen lang still. Der KURIER nutzte die Revision für einen Blick ins Innere.
Strom für windstille Nächte

In Wasser, Wind und Sonne liegt die Zukunft. Strom lässt sich aber nicht speichern. Man muss ihn erzeugen, wenn man ihn braucht – auch in einer windstillen Nacht.

Dann kommt das Kohlekraftwerk in Dürnrohr zum Zug, das zur Hälfte vom Verbund, zur Hälfte von der EVN betrieben wird. Im gemeinsamen Steuerraum sitzen die Konkurrenten nebeneinander. „Wie in einer Ehe gibt es gute und weniger gute Tage“, erklärt Verbund-Werksleiter Christof Kurzmann-Friedl schmunzelnd. Sonst ist alles, vom Kohlelager bis zu den Rauchfängen, doppelt vorhanden.

Alle 100.000 Betriebsstunden – etwa alle zehn Jahre – steht das Kraftwerk für 14 Wochen still. Diese Gelegenheit hat der KURIER genutzt, um sich vom Werksleiter sein Reich zeigen zu lassen.

Der 210 Meter hohe Kamin ist eines der höchsten Bauwerke Österreichs. Die Auffahrt im engen Lift dauert einige Minuten. Gewöhnungsbedürftig für Kraftwerksgäste: Wie alle Aufzüge dort misst er nicht Stockwerke, sondern Meter.

Bei Meter 207 ist man – mit Blick auf Windräder, das Donaukraftwerk Altenwörth, Sonnenkollektoren und das Kernkraftwerk Zwentendorf – im Zentrum der Stromerzeugung angekommen.

Strom aus Wärme

Zurück am Boden geht es zum „Herzstück“, der Dampfturbine. Mit 50 Umdrehungen pro Sekunde wird dort aus Wärme Bewegung und daraus Strom. 43 Prozent der Energie eines Kohlestücks können so genützt und damit rund 600.000 Haushalte versorgt werden.

Während der Revision liegt die Turbine aber offen, die Einzelteile sind auf Regalen sortiert und werden von den „Beschauflern“ inspiziert.

Sie sind Mitarbeiter der rund 170 Firmen, die alles auf Vordermann bringen. Denn gut gewartet kann das 25 Jahre alte Werk noch einmal so lange arbeiten. Dann ist die Zeit der Kohlekraftwerke wahrscheinlich vorbei. „In Planung sind derzeit keine, das könnte ein Indiz sein“, sagt der Werksleiter.

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