Streit um „Handwerksschatz“

Historisches Gerät lagert unter freiem Himmel. Der Besitzer fordert Schadenersatz – notfalls sogar vom Landesgericht.

Wertloser Müll oder bedeutende historische Sammlung? An dieser Frage entzündet sich ein Streit, nachdem in Krems eine Lagerhalle amtlich geräumt wurde. Unzählige Geräte, Maschinen, Werkzeuge sowie Leder für das Sattlergewerbe wurden im Freien gelagert, sind der Witterung ausgesetzt. Der Besitzer protestiert bisher vergeblich, auch seine Sachwalterin fordert Schadenersatz.

Seit Jahrzehnten sammelt der Kremser Friedrich Aringer funktionsfähige Gerätschaften. Zuletzt hatte er das Material in der ehemaligen Obstgenossenschaftshalle untergestellt. Durch deren Verkauf wurde Aringers Mietvertrag beendet. Es kam zur Räumung.

Abgekippt

„Die Spedition hat das Material erst in Container verladen, aber dann auf dem neuen Lagerplatz auf den Boden gekippt“, klagt Aringer. Schon durch diese Behandlung sei vieles beschädigt worden. Zusätzlich hätten damit beschäftigte Arbeiter, Geschäftsunterlagen weggeworfen sowie einiges an Werkzeugen gestohlen, behauptet Aringer. Er beklagt sich darüber, dass keine Stelle auf seine Beschwerden reagiere.

„Die für Friedrich Aringer bestellte einstweilige Sachwalterin für dringende Angelegenheiten war von dem am 31. Jänner 2012 stattgefundenen Räumungstermin informiert. Die Firma Brantner war mit den tatsächlichen Arbeiten betraut. Die Art und auch die Örtlichkeit der Lagerung der geräumten Fahrnisse erfolgte nach Rücksprache und mit Zustimmung der Sachwalterin“, erklärt der Kremser Gerichtssprecher Richard Simsalik. Außerdem habe der Gerichtsvollzieher nichts von Beschädigungen oder dem Verschwinden von Gegenständen bemerkt.

„Weil er nur bei der Räumung, nicht bei der Ablieferung dabei war“, behauptet Aringer.

„Die Sachen wurden nicht auf den Boden geworfen, aber von den Containern herunter geschoben“, sagt ein Mitarbeiter eines von der Firma Brantner beauftragten Subunternehmens.

Sachwalterin Martina Schweiger-Apfelthaler ist sauer: „Da ist eindeutig etwas schief gegangen, leider konnte ich wegen des Todes meiner Mutter bei der Räumung nicht anwesend sein. Aber ich werde um Schadenersatz kämpfen.“ Den zu schätzen ist eines der Probleme. Er sucht verzweifelt 200 Quadratmeter Platz in einer Lagerhalle.

Inzwischen steht die Gerätschaft im Freien. „Mir tut das Herz weh, wenn ich das sehe. Der Wert der Dinge hängt halt am Interesse von Liebhabern“, meint Innungs-Sachverständiger August Zmeck aus Langenlois.

Kulturwissenschaftler Ewald Lang hat sich mit handwerklichem Kulturgut beschäftigt: „Ein Drama. Es ist schon so viel unwiederbringlich verloren gegangen“, klagt er.

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