Grundwasser steigt unaufhörlich, die Anrainer rechnen mit dem Schlimmsten

Zögersdorfer Badesee, Grundwasser-Problematik, Überflutungen
Entlang der Donau spielt das Grundwasser verrückt. Kellern und Häusern droht der Untergang. Am Zögernsee werden am Montag die Pumpen gestartet.

Sechs Zentimeter Wasser mehr in einer Woche. Bei den Bewohnern der schmucken Kleinhäuser am sonst idyllischen Badesee im Westen Stockeraus liegen die Nerven blank. Mit Pumpen versuchen die Hausbesitzer die „Flut von unten“ in den Griff zu bekommen, nein eher zu verhindern, dass sich das Wasser über die Balkontüre in das Wohnzimmer rinnt und alles zerstört.

Die Prophezeiungen sind eingetreten. Nach dem Jahrhundert-Hochwasser hat die Donau längst wieder Normal-Pegel. Doch parallel hat sich die „Badewanne“ im nördlichen Tullner Feld immer mehr aufgefüllt.

Grundwasser steigt unaufhörlich, die Anrainer rechnen mit dem Schlimmsten
Zögersdorfer Badesee, Grundwasser-Problematik, Überflutungen

Viele Ursachen sind für den Grundwasserstau verantwortlich. „Das fängt bei Greifenstein, den Gießgängen in der Au und dem Bau der Autobahn an“, sagt Peter Spielvogl, einer der Betroffenen. Seit zwei Jahrzehnten beschäftigt sich der Pensionist mit dem permanenten Anstieg des Grundwasser-Horizontes. Besonders dramatisch hat sich die Situation stets am Zögernsee entwickelt. Aber die rund 100 Anrainer sind nicht alleine. Auch in Stockerau gibt es an die Hundert geflutete Keller. „Quer durch die Stadt gibt es Betroffene. Vor allem in Au-Nähe und rund um den Bahnhofsplatz“, sagt Bürgermeister Helmut Laab. Während aber im Stadtgebiet die hohen Pegelstände wieder im Sinken begriffen sind, steigt am Zögersdorfer Badesse das Grundwasser noch immer. „Der gesamte Grundwasser-Horizont ist höher als noch vor Jahrzehnten“, sagt Laab.

Es wird abgepumpt

Das kann Zögernsee-Hausbesitzer Peter Spielvogl nur unterschreiben. Als Erstmaßnahme hat die Feuerwehr eine Verklausung von Göllersbach und Schmida kurz vor der Einmündung in die Donau entfernt. „Je mehr der Bach zieht, desto mehr zieht er das Grundwasser mit“, sagt Laab. An einer weiteren Maßnahme – der Inbetriebnahme einer Großpumpe zum Absenken des Wasserspiegels – wird fieberhaft gearbeitet. Montag oder Dienstag soll gestartet werden.

Auch in Berg, Bezirk Bruck/Leitha, sind Bewohner einer Feriensiedlung von Überflutungen durch Grundwasser betroffen. 36 Parzellen stehen unter Wasser, auch in mehrere Häuser ist es bereits eingedrungen.

„Die Leute sind verzweifelt. Da werden Existenzen vernichtet“, sagt Erika Vagner, die Obfrau des Freizeitzentrums, das zum fünften Mal seit 2002 im See versinkt. Ursache ist der in den vergangenen Jahren stark gestiegene Grundwasserspiegel sowie das Juni-Hochwasser. Wegen Gefahr in Verzug habe bereits ein Schaltkasten abschaltet werden müssen, erklärt Vagner. Mehrere Häuser sind nun ohne Strom. Anrainer klagen auch über Probleme mit dem Kanal, der ausgepumpt werden muss.

Bewohner Herbert Jaksch kämpft seit Jahren für eine Lösung. Seiner Ansicht nach hängen die Schwierigkeiten mit dem slowakischen Donau-Kraftwerk Gabčíkovo zusammen. Der Betreiber müsste nur die maximale Stauhöhe senken, meint er. Jaksch hat sich nun sogar ans Bundeskanzleramt gewandt.

Fraglich sei zudem, ob der Grundwasserstand wieder auf den Ausgangspegel fällt, erklärt Vize-Ortschef Andreas Hammer. In den vergangenen Jahren sei dies nicht der Fall gewesen. So sei heuer der Ausgangswert um 14 cm höher gelegen als noch vor den letzten Überflutungen 2010. Er hofft auch auf Unterstützung. „Hochwasser-Opfer kriegen eine Entschädigung, warum kriegen dann Grundwasser-Opfer keine“, fragt er.

Kommentare