Faire und nachhaltige Mode in Stockerau: Haute Couture für die Ewigkeit

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Anja Lauermann entwirft und verkauft Mode, die von der Stoffherstellung bis hin zur Produktion fair und nachhaltig ist.

Die Tür zu Anja Lauermanns Reich steht an diesem warmen Vormittag weit offen. Drinnen unterhält sich die Designerin mit einer Kundin, die gerade auf der Suche nach einem Neuzugang für ihren Kleiderschrank ist. Es wird gelacht und geplaudert, man kennt sich eben.

Und man kann sich auf das geschulte Auge der Stockerauerin verlassen, ebenso wie auf ihre Ehrlichkeit. „Das ist zu langweilig für dich!“, sagt sie lachend, als auch ich in ein Oberteil schlüpfe. Mit einem Einkauf, wie man ihn bei großen Modeketten kennt, hat dieser so gar nichts zu tun.

Bewusstsein

Und auch die Produkte, die die 37-Jährige anbietet, sind das genaue Gegenteil davon. Denn Anja Lauermann hat sich mit ganzem Herzen der fairen und nachhaltigen Mode verschrieben. Es gibt kein Kleidungsstück, kein Schuhpaar und kein Schmuckstück in ihrem Geschäft, dessen Vorgeschichte sie nicht kennt und das sie nicht selbst getestet hat. Von der Herkunft des Stoffes bis hin zur Herstellung weiß sie über jedes Detail Bescheid. Und auch eine gerechte Entlohnung und Arbeitsbedingungen sowie der Schutz der Umwelt gehören für sie zu fairer Mode dazu.

„Für mich war schon immer klar, dass ich meine Designs in Österreich produzieren lassen will“, erzählt die Stockerauerin. Nach ihrer Ausbildung entschloss sie sich mit gerade einmal 23 Jahren, ihr eigenes Geschäft zu eröffnen. Die Überzeugung, nur noch nachhaltige Mode anzubieten, wuchs jedoch erst mit der Zeit.

2013 kam es zum Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch, über 1.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Für Lauermann ein Wendepunkt: „Da ist mir bewusst geworden, wie wichtig faire Arbeitsbedingungen in der Mode sind und sein müssen“, sagt sie rückblickend. Seit 2018 verwendet sie zudem nur noch Stoffe, bei deren Herstellung die Umwelt nicht belastet wird. „Alles andere geht sich für mich einfach nicht mehr aus.“ Denn noch immer ist die Textilindustrie der zweitgrößte Umweltverschmutzer weltweit.

Überzeugungen, die Lauermann mit immer mehr Menschen teilt. Vor allem die Coronapandemie habe zu einem Umdenken geführt. Viele Kundinnen und Kunden kaufen lieber lokal – und mit Verantwortung. „Zudem ist auch das Stoffangebot immer breiter geworden. Früher war es oft schwer, Textilien zu finden, die auch meinen Designgedanken entsprechen“, schildert sie.

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Farbenpracht

Dieses Problem hat Lauermann längst nicht mehr. Ihre Designs leuchten in den buntesten Farben, auch gemusterte Stoffe verarbeitet sie gerne. „Es gibt Designs, die ich schon seit Jahren anbiete, nur immer in neuen Farben und Mustern“, sagt sie und greift nach einem tiefblauen Tellerrock. „Der wird heuer zehn Jahre alt. Er passt einfach zu allen Anlässen“, gibt sie ein Beispiel. Und genau das sei auch ihr Ziel als nachhaltige Designerin: Mode entwerfen, die sich nicht nur nach Trends richtet, sondern vielseitig tragbar und ebenso langlebig ist.

In den Regalen ihres Ladens finden sich jedoch auch Stücke anderer Marken. Das Sortiment ist seit 2021 stark angewachsen. Mittlerweile zählen dazu auch Sportmode, Bademode, Unterwäsche, Taschen und Schuhe aus Kork, Ananas- oder Apfelleder, aber auch Basics wie Jeans oder T-Shirt – natürlich ebenso fair und nachhaltig, aber dennoch leistbar.

„Viele Kundinnen und Kunden sind dankbar, dass sie nicht selbst danach suchen müssen“, weiß Lauermann. Denn Transparenz ist leider noch immer die Ausnahme in der großen weiten Welt der Mode. „Vieles, was angeboten wird, ist reines Greenwashing“, kann Lauermann nach Jahren im Geschäft sagen.

Dass es einen Unterschied macht, was man an die eigene Haut lässt, würden auch ihre Kundinnen und Kunden schnell merken. „Es werden nur selten reine Stoffe angeboten. Viele spüren schon beim ersten Angreifen den Unterschied.“ Und das Tragegefühl tut sein Übriges; viele kommen gerne wieder.

Upcycling

Mit ihren Designs ist Lauermann in der Branche längst keine Unbekannte mehr. Preise stehen auf einem kleinen Regal in der Herrenabteilung, die vom Erfolg ihres Konzepts zeugen. Und auch bei der Vienna Fashionweek im Vorjahr durfte sie mitdesignen. Die Vorgabe: Für die Show der Umweltaktivistin Nunu Kaller mussten Stücke aus Stoffresten entworfen werden.

„Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich nun auch Upcycling-Stücke anbiete“, freut sich Lauermann. Jedes davon ist ein Unikat. Und jedes davon ist ein weiterer Schritt Richtung Nachhaltigkeit, für die die Stockerauerin immer mehr Menschen begeistert.

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