Stiller Protestzug gegen Gewalt an Kindern und Frauen

Stiller Protestzug gegen Gewalt an Kindern und Frauen
Mit Plakataktion in der Innenstadt luden Aktivistinnen Passanten zur Diskussion ein.

Stellt eine 12-Jährige daheim eine Frage, setzt es Schläge statt einer Antwort. Derartige Gewaltakte gegen Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 18 Jahren aus dem westlichen Mostviertel sind das tägliche Brot von Theresia Ruß, der Chefin des Kindsnestes. So heißt das Kinderschutzzentrum in Amstetten.

Am Donnerstag machten rund drei Dutzend Frauen und Männer mit einem stummen Protestmarsch auf die allgegenwärtige Gewalt, die Kindern vor allem auch in Familien widerfährt, aufmerksam. „Manche nennen es blaues Auge, wir nennen es Gewalt“ oder „Manche glauben ich krieg’s nicht mit“ war auf den Plakaten der Aktivisten zu lesen. 500 derartige Botschaften wurden auch von St. Valentin bis Scheibbs plakatiert.

Die Reaktionen der Passanten auf die mit mahnenden Botschaften behängte Schar in der Amstettener Innenstadt zeigte das Spannungsfeld auf. Von „Gratulation, mit euch gehe ich gleich mit“, bis „lasst mich mit so etwas in Ruhe, ein Blödsinn ist das“ , reichten die Reaktionen während des Marsches, erzählte Ursula Kromoser vom Frauenhaus Amstetten.

„Ich war 13 Jahre verheiratet, dann ist meine Frau mit 70.000 Schillingen dahin gewesen. Geschlagen hätte ich sie deshalb trotzdem nie“, versuchte ein etwas verzweifelt wirkender Mitvierziger Lob von den Frauenaktivistinnen zu erheischen. Maria Köstler vom Frauenjob-Projekt Unida-Services hatte auch eines übrig für ihn.

Bluttaten des vergangenen Wochenendes, an dem in St. Pölten, Wien und Wiener Neustadt Frauen und Kinder durch Gewalttaten sogar getötet wurden, der KURIER berichtete, waren ein Hauptgesprächsthema.

Das spezielle Problemfeld zu dem die Hilfsorganisationen, darunter das NÖ Gewaltschutzzentrum oder „Rat und Hilfe“ von der Caritas, heuer im Rahmen der „16 Tage gegen Gewalt“ sensibilisieren wollten, ist das Leid der Kinder. Allein das vierköpfige Sozialarbeiterteam des Kidsnestes wird pro Jahr mit rund 500 Kontakten mit verschiedensten Gewaltsituationen befasst, erzählte Ruß. Derbe Schläge, grober Streit zwischen den Eltern, die denken, dass die Kinder nichts mitbekommen oder indirekte Gewalt, indem die Kleinen in Scheidungsstreitereien hineingezogen werden, gehören laut Ruß zur Tagesordnung. Kids können das nicht verarbeiten, so manches Trauma bleibt zurück. Oft bereinigen Kinder als Erwachsene Konflikte dann ebenfalls mit Gewalt.
www.frauenhaus-amstetten.at,
www.gewaltschutzzentrum.at/noe
 

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