St. Pölten: Stadt trennt sich von Abfalldeponie

St. Pölten: Stadt trennt sich von Abfalldeponie
Unternehmer zahlt 4,7 Millionen Euro und übernimmt auch Mitarbeiter. Die Müllabfuhr bleibt beim Magistrat.

„Ein Deponiebetrieb zählt nicht zu unserem Kerngeschäft“, sagt Bürgermeister Matthias Stadler. Das ist natürlich nur ein Grund, warum sich die Stadt von der Deponie „Am Ziegelofen“ sowie der mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlage (MBA) trennt. Denn es geht, wie so oft, ums Geld.

24,2 Millionen Euro hätte die Stadt in das Areal investieren müssen, um es zukunftsfit halten zu können. Zu viel, so die Ansicht Stadlers, zudem sei der Behandlungspreis für die thermische Abfallverwertung stark gesunken. Auch sei es aufgrund der Rechtslage nicht mehr möglich, den Rest- und Sperrmüll der St. Pöltner hier zu deponieren.

Familienbetrieb

Aus diesem Grund wird das Geschäft mit dem Abfall abgestoßen, ein Nachfolger stand aber rasch parat. 4,7 Millionen Euro (brutto) lässt sich Unternehmer Johann Zöchling aus Hainfeld im Bezirk Lilienfeld den Deal kosten, er war Bestbieter unter den vier Interessenten. In der Branche ist der Name Zöchling sehr bekannt. Der Familienbetrieb ist seit 30 Jahren aktiv und beschäftigt mehr als 400 Mitarbeiter. Die Zöchling Abfallverwertung GmbH zählt mittlerweile zu den größten Deponiebetreibern in Österreich.

Am Mittwoch war man im Rathaus bemüht, mit Gerüchten aufzuräumen, die seit der Ankündigung die Deponie verkaufen zu wollen, kursieren. „Die Müllabfuhr wird auch weiterhin in der Hoheit des Magistrates bleiben“, betont Erwin Ruthner, der für die Abfallwirtschaft in der Landeshauptstadt zuständig ist. Auch die Mitarbeiter sollen von Zöchling übernommen werden, er will das Team am Standort St. Pölten künftig sogar noch ausbauen.

Es gibt aber auch Befürchtungen, dass der Lkw-Verkehr in der Stadt durch den Verkauf zunehmen könnte. Denn Zöchling benötigt laut eigenen Angaben pro Jahr zwischen 60.000 und 80.000 Tonnen Abfall, um die Deponie wirtschaftlich betreiben zu können. „Die Abfälle kommen aus Niederösterreich, der Steiermark und Oberösterreich“, sagt der Unternehmer.

Opposition ist sauer

Deshalb ist es auch noch nicht ganz klar, ob die Opposition dem Verkauf im Gemeinderat zustimmen wird.

„Ich kenne keine Details, mit uns hat noch niemand gesprochen. Von dem Verkauf habe ich aus den Medien erfahren. Solche Dinge werden mit uns nicht besprochen“, erklärt ÖVP-Vizebürgermeister Matthias Adl. "Uns fehlt das Konzept für den Schwerverkehr, der jetzt vermutlich zunehmen wird", sagt Markus Hippmann von den Grünen. Für Diskussionsstoff ist also noch gesorgt.

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