St. Pölten ist österreichischer Versiegelungs-Spitzenreiter

St. Pölten ist österreichischer Versiegelungs-Spitzenreiter
Österreichs größte Städte laut WWF-Analyse stärker versiegelt als gedacht. Handlungsbedarf werde sich wegen Klimawandel weiter erhöhen.

Einer WWF-Analyse zufolge sind die 15 größten Städte Österreichs deutlich stärker versiegelt als gedacht.

Laut einer Auswertung von Satellitendaten liege die versiegelte Fläche bei rund 37.000 Hektar, das wäre fast 35 Prozent höher als auf Basis der bisherigen Methodik angenommen, hieß es am Dienstag in einer Aussendung. Der negative Spitzenreiter ist dabei St. Pölten mit einer versiegelten Fläche von 308 Quadratmetern pro Kopf - gefolgt von Wiener Neustadt und Villach.

St. Pölten ist österreichischer Versiegelungs-Spitzenreiter

"Die vielen Asphaltwüsten werden speziell im Sommer immer stärker zum Risiko für unsere Gesundheit und Lebensqualität. Daher muss die Politik dringend gegensteuern. Neben vorbeugendem Bodenschutz braucht es groß angelegte Entsiegelungs- und Begrünungsprogramme in den Städten", wurde WWF-Bodenschutz-Sprecher Simon Pories zitiert.

Laut WWF beruhte die Ermittlung der Bodenversiegelung bisher auf generellen Hochrechnungen und Einheitswerten für ganz Österreich. Die Werte der neuen Methodik basieren hingegen auf quadratmetergenauen Satellitendaten und erfassen somit alle Flächen präziser. "Der Handlungsbedarf ist größer als vermutet und wird sich aufgrund der Klimakrise weiter erhöhen. Denn gerade stark versiegelte Flächen führen zu Hitzeinseln, die sich auch in der Nacht nicht mehr ausreichend abkühlen", warnte Pories.

Unter den 15 größten Städten ist Niederösterreichs Landeshauptstadt St. Pölten jene mit der größten Bodenversiegelung pro Einwohner (308 Quadratmeter pro Kopf). "Alleine für Straßen sind rund 105 Quadratmeter pro Kopf zubetoniert oder asphaltiert", erklärte der WWF-Experte. Auf dem zweiten Platz folgt Wiener Neustadt mit einer versiegelten Fläche von rund 257 Quadratmetern pro Kopf. "Wiener Neustadt ist jene Stadt mit den meisten versiegelten Betriebsflächen pro Kopf", sagte Pories. Auf den Plätzen drei bis fünf folgen Villach (236 Quadratmeter pro Kopf), Wels (225) und Klagenfurt (221).

"Sonderstellung"

Österreichs größte Stadt Wien liegt mit einer Versiegelung von rund 79 Quadratmetern pro Kopf auf dem 15. Platz der untersuchten Städte. "Als Millionenstadt nimmt Wien im Pro-Kopf-Vergleich eine Sonderstellung ein, hat aber gemessen an der Gesamtfläche mit 37 Prozent den größten Versiegelungsgrad. Das ist um fast 40 Prozent mehr als bisher angenommen."

In Österreich ist mittlerweile eine Fläche von fast 3.000 Quadratkilometern komplett versiegelt - das entspricht der gesamten Fläche von Vorarlberg und Wien zusammen. Fast die Hälfte davon besteht aus Straßen oder Parkplätzen. "Überbreite Straßen und Parkplätze, etwa in Gewerbeparks oder im öffentlichen Raum, sollten schrittweise umgebaut und entsiegelt werden. Zudem muss die Politik die EU-Renaturierungsverordnung ambitioniert umsetzen, damit es auch in den Städten mehr Grünräume gibt", so Pories.

"Historisch gewachsen"

St. Pölten und Wiener Neustadt als Beton-Hauptstädte? Diesen Vorwurf will man sich da und dort jedenfalls nicht gefallen lassen.

"Die Stadt ist historisch gewachsen und besteht aus vielen Dörfern und einem urbanen Kern. Die Wege zwischen den Siedlungen sind somit entsprechend groß, wodurch ein relativ hohes Maß an Verkehrsflächen von Grund auf für die Erschließung erforderlich ist. Gleichzeitig ist durch diese gewachsene Struktur auch der Anteil an Einfamilienhäusern etc. sehr groß. Auch das bedeutet einen hohen Anteil an Versiegelung pro Kopf. Nachdem St. Pölten ebenso eine heterogene Struktur hat, ist es auch schwierig, alle Katastralgemeinden über einen Kamm zu scheren und undifferenziert zu betrachten", heißt es aus dem St. Pöltner Rathaus.

Betont wird zudem, dass die Landeshauptstadt zu fast 70 Prozent aus Grünland bestehe, "bebaut bzw. versiegelt sind überhaupt nur knapp 16 Prozent", sagt ein Sprecher.

In Wiener Neustadt schlägt man in die selbe Kerbe. "Was sich auch bei diesen Zahlen zeigt, ist die schwierige Vergleichbarkeit - so gibt es kleinere Gemeinden, die Versiegelungen von weit mehr als 1.000 Quadratmetern pro Kopf aufweisen. Es hängt sehr stark von den Einwohnerzahlen ab. Deshalb beginnt das Ranking der 15 größten Städte auch eher mit den mittelgroßen Städten, die eben schon sehr viel an Infrastruktur benötigen, aber 'nur' rund 50.000 Einwohner haben, und Wien dagegen liegt am anderen Ende der Skala", heißt es.

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