Sozialdienst für aggressiven Tierfreund
„Sollte ich das wirklich gesagt haben, tut mir das zutiefst leid.“ Eine angebliche Morddrohung gegen zwei Beamtinnen der Bezirkshauptmannschaft Amstetten haben einen 46-jährigen Betreiber eines Gnadenhofes aus Euratsfeld gestern auf die Anklagebank am Landesgericht St. Pölten gebracht. Dort musste er Richter Markus Pree erklären, warum er sich nicht mehr erinnern könne, ob er die telefonische Drohung wirklich gemacht hat.
Die Kontroverse mit der Behörde hatte Lars J. Ende Oktober des Vorjahres bereits ein traumatisches Erlebnis beschert. Mitten beim Ausmisten sah sich J. am gepachteten Hof, auf dem er mit seiner Frau, drei Kindern, sowie 60 Tieren lebt, plötzlich bewaffneten Cobra-Männern gegenüber. Einen Tag musste der dreifache Familienvater in Haft verbringen.
Waffen oder andere Bedrohungen wurden von der Polizei am Hof nicht gefunden. Die angebliche Morddrohung passierte nicht im direkten Gespräch mit den Amstettener Veterinärmedizinerinnen, sondern im Telefonat mit dem Büro des NÖ-Tierschutzlandesrat Maurice Androsch.
Schon vor Prozessbeginn hatte Anwalt Bernd Haberditzl für J. den Antrag auf eine Diversion gestellt. Ein Ansinnen, dem Richter Pree etwas abgewinnen konnte. J. sollte aber Verantwortungsgefühl zeigen und seine Erinnerungslücken erklären, forderte der Richter.
Ein Bescheid, der seinen Pflege-Schäferhund Jerry als amtlich gefährlich eingestuft hat, hätte ihn in Rage gebracht, sagte J.aus. Beim Telefonat war er höchst emotionell erregt, er habe sich der Behörde ausgeliefert gefühlt. Bereitschaft zur Gewaltanwendung habe es bei ihm nie gegeben, beteuerte der Angeklagte.
Richter Pree akzeptierte das. Gemeinsam mit der Bewährungshelferin verwarf er auch die Idee eines Anti-Aggressionstrainings. Stattdessen muss Lars J. 100 Tage für gemeinnützige Dienste ableisten. Er und die Staatsanwaltschaft willigten ein.
Hund Jerry ist mittlerweile per Bescheid wieder aus der Gefahrenkategorie entlassen worden.
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