Sozialbetrug bei der Domina

Sozialbetrug bei der Domina
Dreifache Mutter kassierte 25.000 Euro Arbeitslose, obwohl sie als strenge Herrin monatlich 5000 Euro einpeitschte. Die Hobby-Domina muss hinter Gitter.

Am Abend, wenn ich heimgekommen bin vom Job, hat mein Ex-Mann gesagt, ja um neun Uhr kommt der und um elf Uhr der Nächste." Eine waschechte Domina sitzt auf der Anklagebank im Landesgericht St. Pölten. Schmallippig, knochig, züchtig. Rubensfigur mit wild-roter Mähne bleibt Klischee. "Es ist so, dass es nie genug Geld gegeben hat bei uns. Er hat gesagt, jetzt musst’ wieder was tun und ich dachte, dadurch lässt der Druck nach."

Nicht primär wegen ihrer Sadomaso-Dienste ist die 33-jährige gelernte Friseurin aus dem Bezirk St. Pölten da. Es geht um viel Geld, das sie dem Staatssäckel herausgeluchst hat. Von 2008 bis 2010 streifte die strenge Herrin insgesamt 25.000 Euro Arbeitslosengeld und Notstandshilfe ein, obwohl sie monatlich als Peitschenlady in Leder zwischen 4000 und 5000 Euro verdiente. Ihr Ex-Ehemann, 53, ist als Beitragstäter angeklagt.

Richterin Doris Wais-Pfeffer ist um Diskretion bemüht. "Ohne ins Detail ihrer Tätigkeit als Domina gehen zu wollen, interessiert mich, wie sind Sie auf die Idee gekommen?" Die Angeklagte (Verteidiger Jürgen Brandstätter) gibt gern Auskunft: "Wir haben eine TV-Doku über eine Domina gesehen und wie ein Mann ausgepeitscht wird. Ich hab meinen Mann gefragt, glaubst funktioniert das? Er hat gesagt: Ich glaub schon, sonst wär’s ja nicht im Fernsehen."

Sie habe das anfangs abgelehnt ("Ich war prüde"), aber ihr Mann hätte "immer wieder gemeint, da könnten wir uns und den Kindern mehr leisten." Er baute das Gästezimmer zur strengen Kammer um, über Chat-Foren wurden Freier rekrutiert. Sie kündigte ihren Job bei einem Callcenter, er war arbeitslos. Wenn es daheim heiß her ging, war der Papa mit den Kinder spazieren.

Bis kurz vor Weihnachten 2011, als die Domina nach einem "Dreier" um 1000 Euro samt Ehemann in einem St. Pöltener Hotel die Lederkluft wegwarf. "Ich hab das einfach nimmer machen können. I will nimmer, hab ich gesagt." Mitgespielt hat freilich auch die Anzeige eines Stammkunden, der sich um ein Heiratsversprechen betrogen fühlte. Die 43-jährige legte ein volles Geständnis ab, ihr "Ex" wälzte unglaubwürdig alles auf sie ab. Urteile: Zwei Jahre Haft, davon 18 Monate bedingt, für sie (nicht rechtskräftig) und 18 Monate (13 bedingt) für ihn. Plus Schadensrückzahlung ans AMS und jeweils fast 14.000 Euro Geldstrafe.

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