Skandal um Musikschule im Ybbstal wird Staatsanwalt beschäftigen

Zum Semesterstart erschüttert Honorar-Affäre die Musikschule Waidhofen/Ybbstal.
Zusammenfassung
- Prüfbericht der Gemeindeaufsicht deckt massive Missstände und Unregelmäßigkeiten in der Finanzgebarung der Musikschule Waidhofen/Ybbstal auf.
- Seit 2019 wurde kein Kassenbuch geführt, Bargeld ohne Absprache abgehoben und Honorare ohne ordnungsgemäße Buchführung ausbezahlt.
- Die Erkenntnisse führen zu einer Befassung der Staatsanwaltschaft und einer Sondersitzung des Musikschulverbands.
Aus der anfänglichen Affäre um schwarz ausgezahlte Honorare in der Musikschule Waidhofen/Ybbstal entwickelt sich ein handfester Skandal mit möglichen gerichtlichen Konsequenzen. Eine Selbstanzeige samt beantragter Überprüfung durch die niederösterreichische Gemeindeaufsicht durch den Musikschulvorstand zeigte nun den teils haarsträubenden Umgang in der Finanzgebarung der Schule auf.
Aufgrund ihrer Erkenntnisse im 60-seitigen Prüfbericht, der dem KURIER vorliegt, sind die Landesprüfer auch verpflichtet die Staatsanwaltschaft mit den Vorgängen in der Musik- und Kunstschule zu befassen.
Wie berichtet, wurden nach dem tragischen Unfalltod des langjährigen Musikschulleiters Christian Blahous im April, Unregelmäßigkeiten bei Honorarauszahlungen an Pädagogen aufgedeckt. Der am vergangenen Freitag von der Gemeindeaufsicht in Waidhofen präsentierte Prüfbericht schockte die Vorstandsmitglieder um Bürgermeister Werner Krammer (ÖVP) dann doch massiv.
Kein Kassenbuch
So zeigten die Prüfer auf, dass seit 2019 kein Kassenbuch geführt wurde und ohne Absprache mit dem Verbandsobmann Bargeld vom Schulkonto abgehoben wurde, um Honorare zu bezahlen. 243.417 Euro sollen so seit 2017 direkt vom Konto ausbezahlt worden sein.
"Das ist eigentlich undenkbar, ohne Rücksprache mit dem Vorstand so zu agieren. Es gab eine Vertrauensbasis, die offensichtlich missbraucht wurde“, erklärt Krammer. Er zeigt sich erschüttert, sofort habe man nun das Vieraugenprinzip bei Geldangelegenheiten angeordnet, berichtet er.
Unregelmäßigkeiten
Der akribisch erstellte Prüfbericht strotzt vor aufgezeigten "Unregelmäßigkeiten“. Eine offizielle Kassa fehlte, Geld wurde in Säckchen aufbewahrt, Protokolle oder eine Buchführung zu den Honoraren fehlte. Diese sind laut Krammer nur für zwei von 68 Musiklehrern, die mündlich geringfügig und als Karenzvertretung engagiert wurden, ausbezahlt worden. Die eineinhalbjährige Karenzvertretung schien weder im Personalakt noch am Lohnkonto auf, so die Prüfer.
Auch der Verkauf eines alten Pianinos und der verschwundene Verkaufserlös von 600 Euro wird aufgezeigt. Krammer: "Noch dazu gehörte das Instrument nicht der Schule, sondern der Stadt.“
Sondersitzung
Der Bürgermeister hat die Schulverwaltung bereits mit Magistratsleuten verstärkt. Für diese Woche hat er nun den Vorstand des Verbands mit fünf Mitgliedsgemeinden und den Prüfungsausschuss sowie Vertreter der meisten Waidhofner Gemeinderatsfraktionen zu einer Sondersitzung einberufen.
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