Verdächtige Honorare: Warum sich eine Schule in NÖ selbst angezeigt hat

Nach dem tragischen Unfalltod des Schulleiters ist in der Kunst- und Musikschule Waidhofen/Ybbstal die Neuordnung angesagt.
Nach dem Schock über den Unfalltod des langjährigen Leiters der Musik- und Kunstschule Waidhofen/Ybbstal, Christian Blahous, im April, herrscht in der Bildungsinstitution nicht gerade ruhige Ferienstimmung. Die Tragödie wirkt mit bitterem Beigeschmack nach. Die interimistische Leitung der Schule hat Unregelmäßigkeiten bei Honorarauszahlungen aus der Zeit der früheren Leitung entdeckt. Weshalb der Vorstand des Ybbstaler Musikschulverbandes die nö. Gemeindeaufsicht zur Überprüfung eingeschaltet hat.
Verwirrung stiftete dazu noch eine im Ybbstal vorschnell kolportierte Meldung zur Bestellung der neuen Leiterin der Musikschule, die mit 970 Schüler und 70 Lehrern zu den größten und bei Bewerben auch erfolgreichsten in NÖ gehört.
Die Stadtgemeinde Waidhofen/Y. hat nun eine Korrektur veröffentlicht. Nicht die Wienerin Barbara Ortner, sondern die in Deutschland geborene Sandra Stini wird ab 1. September die Schule führen.

Musikerin, Pädagogin und Kulturmanagerin Sandra Stini wurde zur Leiterin der Kunst- und Musikschule bestellt.
Das Hearing für die neue Leitung mit mehreren Bewerbern zeigte Barbara Ortner mit Sandra Stini nahezu gleichauf. Nach intensiver Diskussion entschied man sich, vorbehaltlich weiterer Prüfungen, Barbara Ortner als Erste zu reihen und dem Verbandsvorstand als Leiterin vorzuschlagen.
Angesichts der aufgetauchten früheren Unregelmäßigkeiten wollte der Verbandsobmann und Bürgermeister von Waidhofen, Werner Krammer (ÖVP), aber auf Nummer sicher gehen. Prompt stellte sich nach nochmaligen Prüfung der Qualifikation Ortners durch das nö. Musik- und Kunstschulmanagement und der zuständigen Abteilung des Landes NÖ deren Einstufung als zu niedrig heraus.
Einstufungen
"Nach dem seit heuer gültigen Dienstrecht hätte Frau Ortner die Einstufung MK3 benötigt, hat aber nur MK2. Das hätte früher gereicht. Wir hatten als Vorstand rechtlich gar keine andere Möglichkeit als Frau Stini, die die notwendige Einstufung MK3 vorweist und bestens qualifiziert ist, zu bestellen“, sagt Krammer. Dass Ortner vorschnell genannt worden war, bedauert er.
Sandra Stini, 53, wurde somit am 30. Juli bestellt. In Waidhofen hat die Musikpädagogin, die seit 2002 in Bad Vöslau Querflöte unterrichtet, ebenfalls schon gelehrt. Sie hat Konzertfach Flöte sowie Instrumental- und Gesangspädagogik und zudem Kulturmanagement studiert. Stini ist auch als Flötistin, Musikpädagogin und im Projektmanagementbereich tätig, zudem war sie mehrere Jahre Universitätsassistentin.
Prüfungen
Den gesetzlichen Rahmen werde man voll und ganz ernst nehmen, kommentierte Krammer auch die Selbstanzeige wegen diverser Unregelmäßigkeiten. Es seien gesetzlich nicht gedeckte Handlungen in der Vergangenheit aufgefallen, die Honorarauszahlungen ohne die gesetzlichen Abgaben betrafen, berichtet er.
Man habe sofort um ein Prüfungsverfahren durch die Gemeindeaufsicht und das nö. Musik- und Kunstschulmanagement ersucht, um die Angelegenheit zu klären. Dem früheren sehr geschätzten Schulleiter sei dabei wohl ein formelles Vergehen vorzuwerfen, aber keinesfalls persönliche Absichten. Auf das bevorstehende Schuljahr habe das keine Auswirkungen, man sei bestens gerüstet, versichert Krammer.
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