Emotionale Appelle und eine neue Petition gegen drohendes Notarzt-Aus

Bürgermeister und medizinische Experten des "Komitees Herzalarm" zeigten in Waidhofen an der Ybbs kein Verständnis für das geplante Aus für den Notarztstützpunkt.
Immer kämpferischer werden die Appelle aus einigen Regionen an die niederösterreichische Landespolitik, die angekündigte Reform des Notarztwesens zu überdenken und zu stoppen. Gemeindeverantwortliche und erfahrene Notfallmediziner sind am Donnerstag in Ybbs/Donau und in Waidhofen/Ybbs aufmarschiert, um klarzumachen, dass man die im nö. Gesundheitsplan geplante Auflassung ihrer Notarztstützpunkte nicht akzeptieren werde. Auch Gegenwehr wurde in den Raum gestellt.

Erfahrene Notärzte und Bürgermeister traten mit dem Nationalrat Alois Schroll in Ybbs/Donau an die Öffentlichkeit.
Mit Erfahrungen aus der Notfallpraxis, mit statistischen Zahlen und mit geografischen Daten argumentierten in Ybbs SPÖ-Nationalrat Alois Schroll, die Bürgermeister Ulrike Schachner (SPÖ, Ybbs), Gerhard Leeb (SPÖ Persenbeug) und Josef Leitner (SPÖ, Wieselburg) emotional für den Notarztstützpunkt Ybbs/Persenbeug. 2008 habe man ihn mit viel Mühe errungen und 2017 mit einem regionalen Kraftakt gerettet, wurde geschildert. Auch nicht anwesende ÖVP-Bürgermeister der umliegenden Gemeinden stünden klar hinter dem Stützpunkt, wurde betont.
Man bediene mit 1.000 Einsätze pro Jahr ein Gebiet, das 35 Gemeinden weit in die Bezirke Amstetten, Scheibbs und Perg nach OÖ reicht, schilderte der Rotkreuz-Bezirksstellenleiter und künftige Notarzt Tarek Farahat. "15.000 Menschen, das ist ungefähr jeder zweite Bewohner im Versorgungsgebiet, haben gegen die Auflassung unterschrieben“, nannte Schroll die Causa ein zentrales Anliegen der Bevölkerung.
Verschlechterung
Auch erfahrene Notärzte, wie der Primar Albert Reiter oder Georg Csaicsich, die Hunderte Einsätze in der Region bestritten haben, nannten das mögliche Aus "einen schweren Fehler“ und eine "klare Verschlechterung für die Versorgung“. Vor allem kritisierten sie die im Plan vorgesehene Kompetenzerweiterung für Notfallsanitäter, die gar nicht zur Verfügung stünden. „Ich kann die Leistung dieser Kollegen nicht genug loben, aber sie können niemals ärztliche Entscheidungen ersetzen“, so Csaicsich. Auch in Sanitäterkreisen gebe es Kritik.
In Ybbs und in Waidhofen/Y. wird vor allem auf die geografisch schwierigen und großflächigen Einsatzgebiete hingewiesen. Mit dramatisch längeren Anfahrtszeiten für Notärzte von Melk oder Amstetten aus sei zu rechnen.
"Das kostet Menschenleben“, befürchteten der Notfallmediziner Klaus Katzensteiner oder auch Bürgermeisterin Manuela Zebenholzer (SPÖ) aus Hollenstein und ihre Kollegen Friedrich Fahrnberger (ÖVP, Göstling) und Gerhard Lueger (ÖVP, Ybbsitz). Eine Notfallmedizin mit Anfahrtszeiten von einer Stunde ins innere Ybbstal sei eine Verschlechterung, „das ist für die Politik nicht zu verantworten“. In der Region könne der Rettungshubschrauber wetterbedingt und in der Nacht oft nicht fliegen, wurde betont.
Waidhofens Bürgermeister Werner Krammer (ÖVP) und sein Vize Armin Bahr (SPÖ) wiesen mit Vehemenz darauf hin, dass der Notarzt-Stützpunkt gerade in Waidhofen in Verbindung mit dem Spital vorbildlich und lückenlos rund um die Uhr laufe.
Petition
Krammer berichtete von einer Petition an Gesundheitslandesrätin Eva Prischl (SPÖ), die von 14 Bürgermeistern aus dem Ybbstal, sowie vier Gemeindechefs aus OÖ (Gaflenz, Weyer) und der Obersteiermark (Altenmarkt, St. Gallen) unterschrieben wurde. Man fordert Gespräche mit der Region und weist auf dramatische Auswirkungen auf das Klinikum Waidhofen hin, wenn Notärzte und damit auch Anästhesisten fehlen. Sollte das Notarzt-Aus durchgezogen werden, droht Krammer mit Gegenaktionen.
High Noon
„Dann ist ,High Noon‘ beim Kommunalgipfel im Herbst und es gibt ein Nein zum Finanzplan von uns“, droht er.
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