Showdown im Hinterhof: Im Streit um BMW-Reparatur floss Blut

Showdown im Hinterhof: Im Streit um BMW-Reparatur floss Blut
Werkstattbesitzer in Sollenau stach zu, Verfahren gegen ihn wurde aber eingestellt. Kontrahenten standen nun wegen Körperverletzung vor Gericht.

„Kein Mensch weiß, warum wir hier heute sitzen“, sagt der Anwalt des Angeklagten kopfschüttelnd. Die Staatsanwältin sieht das anders. Sie wirft seinem Mandanten sowie dessen beiden Cousins vor, im Zuge eines Streits um eine misslungene Autoreparatur den Werkstattbesitzer und dessen Sohn in Sollenau (Bezirk Wiener Neustadt) mit einem Montiereisen und einem Heizstrahler attackiert zu haben.

Ermittlungen wegen Mordversuchs eingestellt

Die Verletzungen gestehen die Beschuldigten grundsätzlich zu, doch seien sie in Notwehr gegen einen Angriff der vermeintlichen Opfer passiert. Der 59-jährige Werkstattbesitzer fügte einem der Angeklagten einen rund fünf Zentimeter tiefen Lungen-Einstich zu, saß deswegen in Untersuchungshaft, während wegen versuchten Mordes gegen ihn ermittelt wurde. 

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Doch nach einer Tatrekonstruktion vor Ort änderte die Staatsanwaltschaft ihre Meinung, schenkte der Schilderung des 59-Jährigen Glauben, der behauptete, seinerseits in Notwehr gehandelt zu haben, und stellte das Verfahren gegen ihn ein.

Dass sich nun der Fahrzeugbesitzer mit seinen beiden Cousins – alle Beteiligten sind türkischstämmig – wegen absichtlich schwerer Körperverletzung vor einem Schöffensenat verantworten muss, kann sein Anwalt nicht fassen. 

Beschimpfungen

Schauplatz der handgreiflichen Auseinandersetzung war im Dezember 2022 eine Hinterhof-Werkstatt in Sollenau. Der Angeklagte hatte dorthin seinen BMW zur Reparatur gebracht, war mit dem Ergebnis aber nicht zufrieden. Es folgten zunächst wechselseitige telefonische Beleidigungen, dann mobilisierte der 23-Jährige zwei Cousins und stattete dem Mechaniker einen Besuch ab. Dort flogen nach weiteren Beschimpfungen rasch Fäuste und Eisenstangen. Der Werkstattbesitzer stach zu.

Kernfrage war nun, von wem die Aggressionen ausgegangen waren und wer in Notwehr gehandelt hatte. Fakt ist jedoch, dass die nunmehr Angeklagten schwerere Verletzungen davon trugen, als ihre Gegner – dem zweiten Cousin wurden Sehnen der Hand durchtrennt.

Angst vor Selbstjustiz

Wie gefährlich die Situation rund um die Auseinandersetzung und ihre Auswirkungen sind, zeigen Vorsichtsmaßnahmen, die von Polizei und Bezirkshauptmannschaft im Zuge der Tatrekonstruktion ergriffen wurden. Aus Angst vor gewalttätigen Racheakten wurde das gesamte Werkstattgelände während der Amtshandlung abgeriegelt. Denn zuvor hatten die Streitparteien bereits versucht, die Fehde in Selbstjustiz zu regeln, wie ein Kriminalist berichtet.

Der vorsitzende Richter bezweifelt deshalb auch die Verantwortung der Angeklagten, es sei ihnen ausschließlich um eine sachliche Klärung der strittigen Reparatur gegangen, nicht etwa um Rache oder gekränkte Ehre.

Zeuge nicht erschienen - Vertagung

„Ein äußerst skurriles Verfahren wird heute hoffentlich ein Ende finden“, sagt der Verteidiger des durch den Messerstich schwer Verletzten in seinem Plädoyer. Wie sein Kollege fordert er einen Freispruch für alle drei Angeklagten. Sein Wunsch wird jedoch nicht erfüllt: Weil ein Tatzeuge nicht zur Verhandlung erscheint, wird diese vertagt.

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