Platzverbot: Angst vor Rache bei Tatrekonstruktion

Die Behörde erließ für das Gelände ein Platzverbot. Die Polizei riegelte das Areal ab
Die Angst vor Familienfehden und einem Racheakt innerhalb der türkischstämmigen Community war so groß, dass die Behörde und das Gericht zu drastischen Mitteln griffen.
Ein Großaufgebot von über 30 Polizeibeamten riegelte am Mittwoch ein Firmengelände in Sollenau bei Wiener Neustadt hermetisch ab. Der Grund war eine gerichtlich angeordnete Tatrekonstruktion nach einem Mordversuch in einer Autowerkstätte mit fünf Beteiligten. Erstmals in der jüngeren Geschichte hatte die Bezirkshauptmannschaft nach dem Sicherheitspolizeigesetz sogar ein Platzverbot für das gesamte Areal verhängt.
Der Polizeiaufmarsch kam nicht von ungefähr. Alle Beteiligten waren vorgewarnt. Nach dem Mordversuch im Dezember in der Hinterhofwerkstätte war es zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen der Opfer und der Familie des Tatverdächtigen gekommen. „Einige glaubten die Sache mit Selbstjustiz innerhalb der Familien regeln zu können“, schildert ein Kriminalist.

Schief gelaufene Reparatur
Ein Landsmann des 58-jährigen Automechanikers (Verteidiger Rudolf Mayer) hatte seinen BMW zweimal in kurzer Zeit bei ihm zur Reparatur. Als auch der Einbau eines Starters den Fehler nicht löste, kam es zu verbalen Attacken am Telefon. Der Streit über die anscheinend schief gelaufene Reparatur eskalierte, als der BMW-Besitzer zur Aussprache in der Garage auftauchte. „Aus Angst“ habe er seine beiden Cousins mitgenommen.
Einer der Cousins wusste nicht wie ihm geschieht, als ihm plötzlich ein Küchenmesser in die Lunge gerammt worden sei. „Ich bin nur dagestanden, mit den Händen in der Tasche. Plötzlich bekam ich das Messer in die Brust“, schildert das Opfer, das von Anwalt Christian Kühteubl vertreten wird. Sein Mandat kann von Glück sprechen, noch am Leben zu sein. Er lag tagelang auf der Intensivstation. Dem anderen Cousin wurden bei dem wilden Kampf mit Messer und Eisenstangen Sehnen an der Hand durchtrennt.

Anwalt Christian Kühteubl vor der Polizeiabsperrung
U-Haft
Involviert war auch der 19-jährige Sohn des Automechanikers, der selbst Verletzungen erlitt. Schließlich sprang das Trio ins Auto und flüchtete in sichere Entfernung. Der 58-jährige Mechaniker wurde wegen Mordversuchs festgenommen, er sitzt in Wiener Neustadt in U-Haft und rechtfertigt sich damit, selbst attackiert worden zu sein. Gegen die anderen Beteiligten wird wegen schwerer Körperverletzung ermittelt.
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