Secondhand-Spital für Afrika

Secondhand-Spital für Afrika
Mit Ausrüstung, die heimische Spitäler wegwerfen würden, stattet eine engagierte Dorfbevölkerung aus NÖ ein Spital in Nigeria aus.

Röntgengerät und Krücken stapeln sich über Operationstischen, Beatmungsgeräte stehen neben einem EKG. Von Krankenhausatmosphäre ist allerdings keine Spur in der Lagerhalle am Ober-Grafendorfer Bahnhof bei St. Pölten, NÖ.

Dort werkt der Pensionist Karl Ichner mit seinen Freunden daran, die wertvollen medizinischen Geräte sowie Spitalsbetten, Matratzen, Rollstühle, Bettzeug und mehr in mannshohe Holzkisten zu verpacken. Denn die nächsten zwei Monate müssen sie auf hoher See überstehen, bis sie schließlich im Jänner in den Spitalsrohbau in Ihitte, Nigeria, eingebaut werden.

Ichner, der von seinen Helfern den Spitznamen "Spitalsmanager" bekommen hat, arbeitet schon seit über einem Jahr an dem bisher größten Projekt von Pfarrer Emeka Emeakaroha. Der Geistliche aus Ober-Grafendorf, NÖ, setzte sich wiederholt für verbesserte Lebensbedingungen seiner Landsleute in Nigeria ein. Dabei haben ihn die Mitglieder seiner beiden Pfarren schon früher tatkräftig unterstützt.

Nun wollen sie ein modernes Krankenhaus für die ländliche Bevölkerung in dem 70.000-Einwohner-Bezirk errichten. Denn noch immer sterben dort Menschen an den Folgen kleiner Eingriffe aufgrund mangelnder Ausrüstung und Hygiene.

Im neuen Spital soll der Schwerpunkt daher auf einer ambulanten Behandlung liegen. Die Ausrüstung für eine Augenabteilung, eine Gynäkologie, eine Station zur Wundversorgung und einen OP hat man bereits.

Medizinische Geräte, deren Wert "in die Millionenhöhe" geht, haben Ichner und sein Team dafür eigens aus österreichischen Krankenhäusern gesammelt. Denn die ausgemusterte Ausrüstung, "funktioniert zwar, ist aber beispielsweise mit anderen modernen Geräten nicht mehr kompatibel. Sie wäre andernfalls fachgerecht entsorgt, zum Teil recycelt worden" erklärt die NÖ Landeskliniken-Holding, die einen überwiegenden Teil gespendet hat.

Aber auch eine vollständige Praxis eines pensionierten Gynäkologen aus Eisenstadt oder Bettzeug aus Oberösterreich durfte man sich holen.

Das Besondere: All das kostete bisher keinen Cent. "Die Lagerhalle habe ich für zwei Jahre gratis zur Verfügung gestellt bekommen, genauso wie zwei Lkw", sagt Ichner. Nun werden ebenfalls die Transportkisten von einem benachbarten Unternehmen extra angefertigt. Einzig die 20.000 Euro für den Transport der beiden Container müssen aufgetrieben werden, "dafür suchen wir noch Sponsoren", sagt der Pfarrer.

Nur schleppend gelang es anfangs allerdings, die ersten Geräte zu ergattern. "Aber als die Menschen Bilder vom Rohbau gesehen haben, hatten sie Vertrauen in das Projekt", freut sich Emeakaroha. Inzwischen hätten sich sogar rund 20 österreichische Ärzte und Krankenschwestern bereit erklärt, auf eigene Kosten mitzureisen, um dem dortigen Personal die Technik und die entsprechenden Behandlungen zu erklären.

Dann will man das fertige Krankenhaus einem einheimischen Schwesternorden übergeben. Die ausgebildeten Spitalsschwestern sollen sich um die Führung und Patientenpflege des "Father Emeka Austrian General Hospital" kümmern.

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