Schweiz als Vorbild für E-Medizin
Die Schweiz ist ein Musterschüler in vielen Bereichen und wird gerne als Vorbild herangezogen – so auch im Gesundheitswesen. Obwohl sich die Finanzierung, die Aufgaben und Zuständigkeiten deutlich vom österreichischen System unterscheiden, gibt es doch Verbindendes – und zwar den Kampf mit Problemen und Herausforderungen. Auch in der Schweiz steigt der Bedarf an Arztleistungen, Hausärzte sind Mangelware, die Ambulanzen der Krankenhäuser sind überfüllt – um nur einige Punkte zu nennen. Aber gerade im Umgang mit diesen Herausforderungen gilt das Nachbarland als Vorbild in Sachen Medizin. Daher hat sich eine zwölfköpfige Delegation aus Niederösterreich auf Studienreise nach Zürich begeben.
„Im Zuge der Reise wollen wir auch eine Plattform für eine Zusammenarbeit eröffnen. Es gibt einzelne Bereiche, in denen die Schweiz Vorreiter ist – vor allem im Ausbau der E-Medizin“, erklärte Martin Eichtinger, Landesrat für internationale Beziehungen und Vorsitzender des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS), zum KURIER. Auch in Niederösterreich wird das Thema E-Medizin in den nächsten Jahren eine große Rolle spielen – sie wird als Zukunft gesehen. Noch im Sommer will das Land Niederösterreich eine E-Medizin-Strategie präsentieren und da wolle man sich „an den besten orientieren“. Elektronisch geführte Gesundheitsakte, Medikationsaufzeichnungen sowie der E-Impfpass sind wesentliche Eckpunkte, die zu einer besseren Versorgung beitragen sollen.
Ein wesentlicher Bereich bei der Patientenversorgung sind in Niederösterreich auch die Gesundheitszentren. „Bis 2021 sollen 14 solcher Zentren entstehen. In der Schweiz sind sie vielen Kliniken als Triage vorgeschalten“, erklärte der Landesrat. So sollen die Ambulanzen entlastet und gleichzeitig auch der „Landarzt“ entlastet werden. In Niederösterreich soll es auch eine Netzwerkvariante geben: Praktische Ärzte werden an verschiedenen Standorten zusammenarbeiten. Sie können dann die Öffnungszeiten abstimmen, damit immer ein Allgemeinmediziner wochentags von 7 bis 19 Uhr zur Verfügung steht.
„In vielen Fällen ist es weder für den Patienten noch für das Gesundheitssystem die beste Lösung, wenn man ins Krankenhaus geht, wenn es kein Notfall ist – eine große Chance sehen wir auch in den Gesundheitshotlines“, sagte Eichtinger.
Telekrankschreibung
In Niederösterreich gibt es seit 2017 die Gesundheitshotline 1450. Patienten schildern am Telefon ihre Symptome und bekommen Beratung, was zu tun ist. In der Schweiz gibt es bereits seit über 20 Jahren solche Nummern. Hier wird nicht nur beraten, es werden auch Rezepte ausgestellt und Krankschreibungen via Telefon gemacht.
Die Delegation besuchte ein telemedizinisches Beratungszentrum mit Status einer Schweizer Arztpraxis (medi24). Patienten können auch Fotos schicken – der Ausbau von Videobetreuung wird forciert. „Besonders diese Applikationen sind für uns interessant. Videomäßige Betreuung ist bei uns rechtlich möglich“, sagte Eichtinger. Öffnungszeiten und Distanzen würden so keine Barrieren mehr schaffen – eine rund um die Uhr-Betreuung von Patienten wäre möglich.
Das begrüßt auch Patientenanwalt Gerald Bachinger: „Hier in der Schweiz sieht man, dass die Entwicklung zur Telemedizin nicht negativ ist, sondern im Gegenteil sogar bessere Ergebnisse bringt. Es gibt keine Patientenklagen.“
Mit vielen Ideen und Denkanstößen, aber auch mit dem Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein, trat die Delegation die Heimreise an.
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