Schweinbarther Kreuz: Rettungsplan durch Privatbahnbetreiber

Schweinbarther Kreuz: Rettungsplan durch Privatbahnbetreiber
Eine Bürgerinitiative stellt einen Plan für die Erhaltung der Linie vor. Kritik gibt es von der Politik für ÖBB-Chef Matthä.

„Uns liegen jene Menschen besonders am Herzen, die als Pendler, Schüler oder Studenten regelmäßig unser Streckennetz in Anspruch nehmen“, erklärt Franz Weintögl, Generaldirektor der Graz-Köflacher Bahn (GKB).

Das Unternehmen möchte die Regionalbahn Schweinbarther Kreuz im Weinviertel erhalten, die mit 15. Dezember von den ÖBB eingestellt werden soll. Dafür wartet aber noch einiges an Arbeit, wie Gerhard Mayer von der BürgerinitiativeRegionalbahn statt Bus“ erklärt: „Wir müssen eine Gesinnungsgemeinschaft  auf die Beine stellen. Dafür müssen alle betroffenen Gemeinden zusammenarbeiten.“

Am 15. November soll es dafür  einen Termin bei Verkehrslandesrat Ludwig Schleritzko geben. Ziel ist es, gemeinsam mit der GKB ein umfassendes Regionalkonzept zu erarbeiten, um das Schweinbarther Kreuz weiterzubetreiben.

Kritik an ÖBB-Chef Matthä

"Das Hin und Her der ÖBB ist respektlos gegenüber der Region. Wir verlangen Planungssicherheit für das Öffentliche Verkehrsangebot", sagt VP-Landtagsabgeordneter und Gänserndorfer Bürgermeister Rene Lobner. Seine Kritik bezieht sich auf die Aussage von ÖBB-Chef Andreas Matthä im Zuge der Fahrplanpräsentation am Mittwoch zur Einstellung des Schweinbarther Kreuzes im Bezirk Gänserndorf.

"Launige Kommentare im Wiener ÖBB-Hauptquartier bringen die Pendler der Region keinen Meter weiter. Was es braucht, sind konkrete Zusicherungen der ÖBB, in die Strecke zu investieren und für die Zukunft fit zu machen", sagt Lobner.

Matthä meinte dort auf Nachfrage des KURIER, dass die Linie nicht neu bestellt wurde und darum ab Jahresende nicht mehr von der ÖBB fortgeführt wird. "Aber ich sehe darin Potenzial für die Zukunft", erklärte der ÖBB-Chef. Das erweckt für Lobner und das Land Niederösterreich nun den Anschein, als ob die Bundesbahnen der Landesregierung den Schwarzen Peter zuschieben will. "Fakt ist, dass die ÖBB am Weiterbetrieb der Strecke nicht interessiert waren. Land und Region sind mit einem Alternativkonzept eingesprungen", erklärt Lobner.

Das Alternativkonzept sind nun Diesel-Busse, die bei den Pendlern nicht nur aus klimatechnischen Gründen für Kopfschütteln sorgen. "Die fahren auch nicht die Bahnhöfe an, sondern bleiben irgendwo im Ort stehen", erzählt eine Pendlerin auf der Linie. Für andere gehen sich durch die neuen Verbindungen die Anschlusszüge in Wolkersdorf oder Gänserndorf nicht aus.

Gemeinsame Untersuchungen

Die Österreichischen Bundesbahnen kontern die Kritik, wie eine Sprecherin mitteilt: "Die seitens des Bundeministerium für Verkehr, dem Land Niederösterreich, der Verkehrsverbund Ostregion und der ÖBB Infrastruktu durchgeführten gemeinsamen Untersuchungen haben ergeben, dass für den Weiterbetrieb der Infrastruktur des Schweinbarther Kreuzes innerhalb der nächsten zehn Jahre Kosten in einer Größenordnung von rund € 115 Millionen Euro zu erwarten wären."

Diese Kosten stünden in keiner Relation zu den Fahrgastzahlen, erklären die ÖBB. Aktuell nutzen 700 Fahrgäste täglich die Linie. "Beim Schweinbarther Kreuz haben die Untersuchungen ergeben, dass trotz umfangreicher untersuchter Maßnahmen, das Fahrgastpotential nicht wesentlich gesteigert werden könnte. Die Eisenbahn kann im Personenverkehr nur dort ihre Systemvorteile ausspielen, wo große Mengen an Fahrgästen transportiert werden müssen und wo der Straßenverkehr an seine Grenzen stößt. Am Schweinbarther Kreuz ist das nicht der Fall", so die ÖBB.

Lobner: "Umfassendes ÖV-Angebot"

Für den Gänserndorfer VP-Politiker steht fest, dass das Angebot im öffentlichen Verkehr dennoch umfassend sein wird: "Das Land NÖ und die Region stehen für ein attraktives Angebot ein und werden die Lücke, die die ÖBB hinterlassen hat, mehr als ausfüllen."

Die Bürgerinitiative "Regionalbahn statt Bus" hatte ja bereits Anfang Oktober angekündigt, dass es im November Neuigkeiten zum Schweinbarther Kreuz geben könnte. "Wir haben zwei potenzielle Betreiber gefunden, die diese Verbindung weiterführen wollen", erzählt Initiativensprecher Gerhard Mayer. Diese mögliche Lösung kam nun früher, als gedacht.

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