NÖ: Schussattentat auf 84-Jährigen auf offener Straße bestätigt

Polizei rückte in Amstetten auch mit Spezialkräften an 
Endbericht des Landeskriminalamts liegt vor: In Amstetten soll psychisch Kranker ohne Grund vom Fenster aus einen Passanten niedergeschossen haben.

Der Kriminalfall rund um einen 84-jährigen Mann, der im vergangenen Dezember mit einer schweren blutenden Kopfwunde in einer ruhigen Wohnsiedlung in Amstetten am Gehsteig gefunden wurde, ist geklärt. Der rüstige Senior  war völlig unschuldig Opfer eines Mordanschlags geworden.

Nach vielen Unklarheiten, Verwirrungen und offenen Fragen nach dem offensichtlich gezielten Schuss auf den Amstettner liegt der Endbericht des Landeskrimalamts Niederösterreich vor. Darin geht zuerst hervor, dass der betagte Herr unglaubliches Glück und einen wahren Schutzengel hatte. Die abgefeuerte Kugel hatte ihn völlig unvermittelt am Kopf zwar massiv gestreift und verletzt, aber nicht voll getroffen

Staatsanwaltschaft

Den mit größter Wahrscheinlichkeit ausgeforschten Schützen, der den Schuss aus einer Winchester abgegeben haben soll, kann man aber nicht mehr strafrechtlich belangen, bestätigt Leopold Bien, der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten. Der ortsansässige über 60 Jahre alte Amstettner mit psychischen Auffälligkeiten hat einige Tage nach dem dramatischen Vorfall in seiner Wohnung, aus deren Fenster er geschossen hat, Suizid begangen.

Aber was war konkret passiert: Mit einem Schlag ist es am Vormittag des 10. Dezember in der beschaulichen Amstettner Parksiedlung mit der Ruhe vorbei gewesen. Eine Frau hört gegen 9 Uhr einen Schuss und beim Blick aus dem Fenster sieht sie einen am Kopf blutenden Mann am Gehsteig liegen. Sie verständigt umgehend die Polizei und die Rettung.

Weil die Wunde beim bewusstlosen Mann sofort auf eine Schusswunde hindeutet und die Hintergründe völlig unklar sind, wird von der Exekutive Großalarm gegeben.

Wie auch der KURIER berichtete, rückt das Einsatzkommando Cobra an und die Siedlung wird hermetisch abgeriegelt. In der Stadt herrscht Aufregung, der Einsatz sorgte für Aufsehen.

NÖ: Schussattentat auf 84-Jährigen auf offener Straße bestätigt

Es gibt aber weder Zeugen noch Hinweise auf den Schützen. Im Zuge der notärztlichen Versorgung und der folgenden Spitalsbehandlung und Operation des Opfers wird dann die Annahme einer Schussverletzung relativiert. 

Platzwunde

Seitens der Polizei hieß am selben Tag, dass es sich auch um eine schwere Platzwunde aufgrund eines Sturzes des Mannes oder um stumpfe Gewalteinwirkung handeln könnte. Der massive Polizeieinsatz brachte vorerst keine Erkenntnisse.  

Hatten anfangs Ärzte sofort von einer Schussverletzung  gesprochen, so wurde das von einem Gerichtsgutachter auch im Abschlussbericht klar festgestellt, bestätigt Staatsanwalt Bien. Wie der KURIER erfuhr, erwischte die Kugel den Mann auf der linken Kopfseite von hinten, zog einen deutlichen Schusskanal entlang des Schädels und verletzte dabei auch das Ohr. Verletzt wurden auch der Frontallappen und der Sehnerv, weshalb das Opfer noch immer an einer Beeinträchtigung leidet.

Wie durch ein Wunder erholte sich der angeschossene Senior rasch im Krankenhaus. Er behauptete selbst immer wieder, dass er nicht hingefallen sei. Aber das Geschehene war unbegreiflich und ließ ihn auch verzweifeln, erzählen Verwandte. Doch für ein Schussattentat mitten in Amstetten, sah niemand ein plausibles Motiv.

NÖ: Schussattentat auf 84-Jährigen auf offener Straße bestätigt

Hauptplatz Amstetten

Zudem war das Familiengefüge des betagten Opfers just an diesem Tag bedrohlich zerrüttet worden. Hatte doch ein naher Verwandter, der noch dazu zum damaligen Zeitpunkt Amstettner Vizebürgermeister war und noch immer Landtagsabgeordneter ist, einen schweren  Autounfall. Auch er landete mit Verletzungen im Amstettner Spital und traf dort mit großer Betroffenheit auf seinen Angehörigen.

Kein Motiv

Nach den Ermittlungen sei klar, dass  der 84-jährige keinen Konflikt mit dem Schützen hatte und auch keine dritte Person an der Tat beteiligt war. Er besaß rechtmäßig einige Langwaffen, die nun von der Behörde verwahrt würden, berichtet Staatsanwalt Bien. Das Verfahren gegen den als Beschuldigten geführten Mann, der ja nicht mehr lebt, wurde eingestellt. 

Hinweis

Wer Suizid-Gedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken. Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge in Österreich kostenlos unter der Rufnummer 142.

Das österreichische Suizidpräventionsportal www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben. Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums. 

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