Abschiebung droht: "Haben Angst vor der Rückkehr"

Tschetschenische Asylfamilie vor Abschiebung.
Siebenköpfige Familie aus Tschetschenien steht auf der Straße, weil ihr Asylantrag abgelehnt wurde.

Sie wollten in Österreich ein neues Leben beginnen. Doch ihr großer Traum ist schon fast wieder geplatzt. Das Ehepaar Sidik und Chava A. aus Tschetschenien und seine fünf Kinder stehen kurz vor der Abschiebung, weil der Asylgerichtshof als letzte Instanz einen negativen Bescheid ausstellte. Von heute auf morgen sitzt die sieben-köpfige Familie in Schrems, Bezirk Gmünd, auf der Straße. Vorübergehend ist sie in einem Notquartier untergebracht und klammert sich nun an die letzte Hoffnung, vielleicht mit einem Antrag ein humanitäres Bleiberecht zu bekommen.

Wenn auch dieser Versuch scheitert, muss die Familie nach Tschetschenien zurückreisen. Als der Vater Sidik den jüngsten Negativbescheid in Händen hielt, brach für die Familie A. eine Welt zusammen. Seine Frau Chava hat große Angst. „Wenn wir zurück müssen, wird meinem Mann etwas zustoßen. Und dann kann ich nicht mehr für meine Kinder sorgen“, befürchtet die fünffache Mutter.

Vor zirka drei Jahren floh die Familie wegen des Tschetschenien-Konflikts aus ihrer Heimat nach Österreich und stellte einen Asylantrag, um hier bleiben zu können. Vor wenigen Tagen kam wieder ein Tiefschlag. Weil auch der Asylgerichtshof einen negativen Bescheid zustellte, musste die siebenköpfige Familie sofort ihre Wohnung verlassen. Gleichzeitig darf sie nicht mehr die Grundversorgung in Anspruch nehmen.

Katastrophe

Vor allem für die Kinder ist das eine Katastrophe. „Wir haben hier viele Freunde gefunden und fühlen uns sehr wohl“, sagt die 13-jährige Farisa, die älteste Tochter des Ehepaares. „Wir können Deutsch besser als Tschetschenisch“, erklärt sie. Bei einer Abschiebung kommen die zwei jüngsten Kinder Abdul und Rabiat in ein Land, das sie überhaupt nicht kennen, weil sie bereits in Österreich geboren wurden. „Wir haben in Tschetschenien nichts mehr“, sagt die fünffache Mutter Chava A.

Auf größtes Unverständnis stößt die Behandlung der Familie bei Bruno Krenn. Der pensionierte Volksschuldirektor von St. Georgen/Ybbsfeld, Bezirk Amstetten, verfolgte die höchst engagierte Schulzeit der drei älteren Mädchen in ihrem früheren Wohnort. „Die Familie ist um eine gute Ausbildung sehr bemüht, die Kinder brachten tolle Leistungen. Jetzt sollen sie weg“, sagt Krenn. Die Form, wie es zum behördlichen Abschiebe-Bescheid gekommen sei, empfindet Krenn als fragwürdig.

Abschiebung droht: "Haben Angst vor der Rückkehr"
Dir. krenn Bruno , zweiter von rechts

Der Schremser Bürgermeister Reinhard Österreicher meint: „Solche Asylverfahren ziehen sich viel zu oft in die Länge. Jetzt sind die Kinder schon integriert und können perfekt Deutsch“, sagt Österreicher. Gemeinsam mit dem Schuherzeuger Heini Staudinger hat er sich eingesetzt, dass die Asylwerberfamilie ein Notquartier bekommt. In Staudingers „Hotel Post“ darf sie einstweilen wohnen. Auch die örtlichen Schuldirektoren wollen, dass die Tschetschenen bleiben können.

Die letzte Chance ist ein humanitäres Bleiberecht. Da der Vater Sidik A. als Asylwerber in Österreich nicht arbeiten darf, steht die Familie vor einem weiteren Problem. Sie benötigt Geld, um Essen kaufen zu können.

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