Schotterabbau in Theresienfeld: Projekt spaltet Bürgermeister-Partei

Schotterabbau in Theresienfeld: Projekt spaltet Bürgermeister-Partei
Pläne für Grube neben der alten Fischer Deponie lassen die Wogen hochgehen. Die Bürger sollen informiert werden.

Die Gemeinde habe lange „geschlafen“, die Rede ist von „Verschleierung“ und „falschem Spiel“. Selbst aus den eigenen Reihen gibt es Schelte für die Rolle der SPÖ-Führung. Im Streit um ein geplantes Schotter-Abbaugebiet in Theresienfeld ist es diese Woche zum erwarteten Gipfelgespräch gekommen.

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1.000 Giftfässer im Boden

Der Grund, warum die Bevölkerung derart sensibel ist, hat vermutlich mit der Geschichte des Ortes zu tun. Dieser war fast 20 Jahre lang gebeutelt durch einen der größten Umweltskandale des Landes. In der Fischer Deponie verseuchten 1.000 Giftfässer das Grundwasser, 140 Millionen Euro verschlang die Räumung.

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Dass nun ausgerechnet neben der geräumten Deponie ein neues Schotter-Abbaugebiet entstehen soll, stößt auf wenig Gegenliebe. Die Bewohner fürchten um ihre Lebensqualität.

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Abbau in Etappen

Obwohl die Gemeinde bereits seit Herbst im Besitz des mit 5. September datierten Ziviltechniker-Plans für das Projekt ist, kam es erst diese Woche zum runden Tisch. Das Recycling-Unternehmen „Mayer & Co GmbH“ stand dem Infrastrukturausschuss des Gemeinderates Rede und Antwort. Der Betrieb verfüllt seit 2018 die riesige Grube der Fischer Deponie. Daneben will die Firma auf insgesamt 13 Hektar Schotter abbauen. Um sich eine UVP-Prüfung zu ersparen, soll die Bewilligung auf Etappen eingeholt werden. Zunächst für 5 bis 8 Hektar, erklärt die Gemeinde nach dem Infoabend.

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Zum Einsatz sollen ein Kettenbagger, Radlader und Lastwagen zum Abtransport kommen, auch eine mobile Siebanlage werde eingesetzt. Bezüglich Gesamtkubatur ist im ersten Schritt von einer Million Kubikmeter die Rede, in Summe von zwei Millionen.

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Wohnsiedlung in Sichtweite

In der nur 300 Meter entfernten Wohnsiedlung fürchtet man mögliche Emissionen, vor allem die Staubentwicklung durch den ständigen Wind im Steinfeld. Ein Erdwall rund um die Grube soll die Staub- und Lärmbelastung für Anrainer minimieren. Die Genehmigung des Projektes liege aber nicht im Wirkungsbereich der Gemeinde, sondern bei der Bezirkshauptmannschaft und beim Land, erklärt SPÖ-Vizebürgermeister Wolfgang Reinharter.

Weil das Projekt vermutlich nicht zu verhindern sein wird, will sich die SPÖ-Führung „jetzt“ eine gute Ausgangsposition sichern. Die Gemeinde soll bei der Projekterstellung mitwirken können „und nicht erst im Verfahren“.

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Bürgerversammlung geplant

Obwohl sie von derselben Fraktion ist, nimmt Gemeinderat Naiem Youssef Bürgermeisterin Ingrid Klauninger aufs Korn. „Wir haben keinerlei Infos bekommen. Deshalb habe ich mich von der Fraktion schriftlich entfernt. Das Wohl der Gemeinde ist mir wichtiger“, sagt Youssef.

ÖVP und Bürgerliste Net (Neues Theresienfeld) wollen die weitere Entwicklung mit Argusaugen verfolgen. Die Gemeinde drängt auf einen Infoabend mit der Bevölkerung. Laut Reinharter sind bislang noch keine Projektunterlagen bei der Bezirkshauptmannschaft eingereicht.

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