Theresienfeld: Kampf gegen den Müll, den keiner will

Theresienfeld: Kampf gegen den Müll, den keiner will
Anrainer kämpfen gegen eine geplante Abfallbehandlungsanlage im Ort. Die Kommune ist in Sachen Müll ein gebranntes Kind.

Für Barbara Mayrhuber-Pfaller und andere Einwohner der Gemeinde Theresienfeld im Bezirk Wiener Neustadt-Land ist es eine Art Déjà-vu. Bereits 2007 kämpften sie gegen eine geplante Recycling-Anlage. Nun, 12 Jahre später, mobilisieren sie gegen eine geplante Abfallbehandlungsanlage.

Eine solche will Projektwerber Günter Knauz auf einem 42.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Grenze zu Wiener Neustadt errichten. Bis zu 500.000 Tonnen Abfall pro Jahr – etwa Holzabfälle, Baumschnitt, Bauschutt oder Restmüll – sollen dort behandelt und zwischengelagert werden können.

„Der Hut brennt“, sagt Mayrhuber-Pfaller. Die Theresienfelder sind durch die Altlast der Fischer-Deponie besonders sensibel. Am 30. September hat die Genehmigungsverhandlung für das Projekt stattgefunden. Seither hat die von Anrainern und (ÖVP-Mitglied) Mayrhuber-Pfaller gestartete Initiative 700 Unterschriften gesammelt. Auch die Gemeinde und Wiener Neustadt lehnen das Projekt ab.

Lärm, Staub, Gestank?

„Wenn wir von Bauschutt reden, reden wir auch von Schreddern“, nennt Mayrhuber-Pfaller einen Kritikpunkt: Lärm. Zudem fürchten sie durch die im Freien gelagerten Stoffe Geruchsbelästigung und Feinstaubbelastung. Dazu kommt die Sorge um das Trinkwasser: 600 Meter entfernt liege das Brunnenfeld der Gemeinde. Zudem sind 350 Lkw-Fahrten pro Tag projektiert – zwar auf der Umfahrungsstraße.

Dennoch: Laut Ortschefin Ingrid Klauninger (SPÖ) würde das eine massive Schadstoffbelastung bedeuten. Und das in unmittelbarer Nähe zu einer Biolandwirtschaft, Sportplätzen und einem Kindergarten. Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) teilt die Befürchtungen, auch das Grundstück für das neue Landesklinikum befindet sich in der Nachbarschaft.

Informationspolitik

Was den Anrainern besonders sauer aufstößt, ist, so spät über das Projekt informiert worden zu sein. Erst am Freitag vor der montäglichen Verhandlung seien sie von Klauninger ins Bild gesetzt worden – obwohl die Gemeinde seit Herbst 2018 über das Projekt Bescheid wisse.

So habe sich niemand informieren oder einen Anwalt einschalten können, meint Mayrhuber-Pfaller. Die Vorwürfe weist Klauninger zurück. Sie sei nicht die genehmigende Behörde. Auf der Amtstafel im Gemeindeamt sei ordnungsgemäß über die Verhandlung informiert worden. Sie habe sich zudem die Mühe gemacht, die Anrainer persönlich zu kontaktieren.

Die Gemeinde jedenfalls will nun alle Rechtsmittel ausschöpfen. Auch Wiener Neustadt will Kontakt mit der zuständigen Behörde und Vertretern des Landes aufnehmen „Die Angelegenheit hat höchste Priorität“, sagt Schneeberger.

"Liegt mir fern, eigenen Boden zu belasten"

Projektwerber Knauz hingegen versucht zu beruhigen: Es handle sich keinesfalls um eine Deponie. Zunächst sei auch nur mit 50.000 bis 60.000 Tonnen Müll pro Jahr und 25 bis 50 Lkw-Fahrten zu rechnen. Sein Anwalt Peter Sander ergänzt, dass aufgrund der Lage in einer Senke mehrere Meter unter Straßenniveau keine massive Lärmemission gegeben sei.

Auch das Grundwasser sei laut Knauz sicher. „Es liegt mir fern, den eigenen Grund und Boden zu belasten.“

Land prüft

Hier schaut das Land NÖ dennoch genau: Ein Hydrogeologe soll das Projekt begutachten. Andere Unterlagen seien noch ausständig, sagt Leopold Schalhas von der Abteilung Anlagenrecht. „Das Projekt steht noch ganz am Anfang.“ Laut Umweltanwalt Thomas Hansmann ist ein Verkehrskonzept, ein agrartechnisches Gutachten bezüglich der Auswirkungen auf die Biolandwirtschaft sowie ein meteorologisches Gutachten gefordert.

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