Schmerzpatientin: Frauenarzt verzweifelt gesucht
Wir haben klare Defizite im Gesundheitssystem." So kommentiert Niederösterreichs Patientenanwalt Gerhard Bachinger die verzweifelte Odyssee einer Mostviertlerin beim Bemühen um einen raschen Termin beim Frauenarzt.
Gertrude G. (Name von der Red. geändert) versuchte im Juli nahezu zwei Wochen lang bei zwölf Fachärzten zwischen Melk und Steyr einen Termin zu bekommen. Sie litt unter Schmerzen, dennoch wurde sie schon in den Vorzimmern der Ordinationen abgewimmelt. "Ich war schon der Verzweiflung nahe. Ich habe gemerkt, dass sich meine Erkrankung täglich verschlimmert", schilderte sie. Doch sie wurde mit Terminvorschlägen in einigen Monaten oder sogar erst in einem Jahr abgespeist.
Natürlich war ihr bewusst, dass sie als Ausweg in ein Spital gehen könnte. "Aber ich wollte mit diesem Termin gleich Fixpatientin eines Arztes werden". Die Gattin und Ordinationskoordinatorin eines Arztes im Bezirk Melk erkannte die Notlage der im Raum Amstetten lebenden Frau. "Obwohl alle Termine ausgebucht waren, kam der Doktor wegen mir sogar eine halbe Stunde früher in die Praxis", lobte G. Ein Glück, bei dieser Diagnose: Die Entzündung von Eierstock, Gebärmutterhals und Blase hätten wenige Tage später zum Spitalsaufenthalt, wenn nicht zur Operation geführt.
Fehlverhalten
Auch Niederösterreichs Ärztekammerpräsident Christoph Reisner sieht in dem Fall ein Fehlverhalten der Kollegen. "In Akutfällen müssten Patienten eigentlich angenommen werden", sagte er. Wie Patientenanwalt Bachinger wies Reisner, darauf hin, dass es problematisch sei, wenn Sprechstundenhilfen solche Entscheidungen fällen.
Regionsspezifisch könne es in manchen Sparten zu einem Mangel an Fachärzten kommen. Anders als der Patientenanwalt, ortet der Ärztekammer-Chef aber grundsätzlich keine Defizite in der Versorgung. Ein Regulativ sei da die Beschwerdestelle der Ärztekammer. "Dort verzeichnen wir derzeit aber keine Häufung von Patientenklagen", behauptete Reisner.
Er hatte zuletzt auch öffentlich gefordert, dass niedergelassene Ärzte gestärkt werden müssten, weil bei ihnen die Behandlung billiger wäre als in Spitälern. Davor warnt Bachinger aber: "Die Grundversorgung in den Krankenhäusern darf nicht geschwächt werden. Derartige Fälle zeigen, dass der Zugang zu niedergelassen Ärzten noch nicht niederschwellig genug sein dürfte".
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