Ein Mann aus Polen steigt aus seinem Fahrzeug. Während er die Plane zur Ladefläche öffnet, hört man über ihm das Surren einer Drohne. „Wir wissen, dass Schlepper bei der Auswahl der Verstecke sehr erfinderisch sind. Manche schlitzen oben die Plane auf, die Migranten liegen dann direkt unterhalb des Dachs. So sieht man auf den ersten Blick nicht, dass sich jemand auf der Ladefläche befindet. Die Drohne ist bei der Suche deshalb sehr hilfreich“, sagt Brigadier Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt.
Aufgriff
Dass sich die Polizei ausgerechnet beim Knoten Guntramsdorf aufgebaut hat, ist ebenfalls kein Zufall. Ermittler des Landeskriminalamtes NÖ (Gruppe Menschenhandel) haben in den vergangenen Monaten beobachtet, dass immer mehr Schlepperfahrten vom Burgenland über die A3 kommend nach Niederösterreich führen. Schließlich geht es weiter über die Westautobahn in Richtung Deutschland. Bei den Polizeiaktionen gegen Schlepper, die seit Mai verstärkt durchgeführt werden, konnten bereits hunderte Migranten aufgegriffen werden. Am vergangenen Freitag sind es fünf Pakistani, die bei Melk von der Exekutive entdeckt wurden. Vom Schlepper fehlte jede Spur.
Besonders die Hitze macht den Beamten Sorge. „Dadurch werden diese Wahnsinnsfahrten für die Migranten noch gefährlicher als sie eigentlich schon sind“, sagt ein Fahnder. Zuletzt starb auf der Ostautobahn (A4) ein 19-jähriger Flüchtling, der sich im Bereich der Achse an einen Schlepper-Lkw geklammert hatte. Als er bei einem kurzen Stopp flüchten wollte, wurde der Marokkaner von einem anderen Lkw überrollt.
Laut Innenminister Gerhard Karner werden derzeit viele Flüchtlinge aus Tunesien, Marokko und Pakistan in Österreich aufgegriffen. „Sie haben eigentlich fast keine Chance auf Asyl“, sagt Karner. Laut dem ÖVP-Politiker gab es deshalb heuer bereits mehr als 4.000 sogenannte schnelle Asyl-Verfahren, im Vorjahr waren es rund 3.600.
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