Schildkröte wanderte fast zehn Kilometer

Es ist vielleicht nicht die relevanteste Meldung des Tages, für ein kleines Reptil aber eine beachtliche Leistung. Im Rahmen des Orther Schutzprojektes machten die Schüler der NMS Orth im Nationalpark Donau-Auen einen ganz speziellen Fund: Sie entdeckten eine männliche europäische Sumpfschildkröte, die zuletzt vor über zehn Jahren im 9,5 Kilometer entfernten Witzelsdorf gesichtet wurde.

Das Orther Schutzprojekt ist in erster Linie für Amphibien gedacht, also etwa Frösche oder Salamander. Im Frühjahr legen diese kleinere Wanderungen zurück. Besonders die Überquerung von Straßen ist oft eine unüberwindbare Herausforderung. Im Nationalpark Donau-Auen wird ihnen dabei geholfen. Freiwillige Helfern fangen die Tiere mit Kübelfallen und setzen sie auf der anderen Straßenseite wieder aus. Von Zeit zu Zeit finden sie auch andere Tiere in den Fallen, dieses Mal eben eine europäische Schildkröte. Es ist die einzige Schildkrötenart, die in Österreich natürlich vorzufinden ist.

Das Tier, das die Nummer 123 trägt, wurde von der Expertin Maria Schindler klar identifiziert: „Er ist ein prächtiges Männchen und aufgrund einer charakteristischen Naht an seinen Rückenschildern unverkennbar! Wir haben ihn 2005 im Zuge der Forschung gefangen und bestimmt, seitdem aber nie wieder gesehen.“ Aufgrund von Körpergröße und sonstigen Merkmalen wird das Tier auf ein Alter von 30 Jahren geschätzt.

Für ein kleines Reptil sind die 9,5 Kilometer eine beträchtliche Wanderstrecke und recht ungewöhnlich. „Dass er so weit westwärts wanderte, ist verwunderlich, schließlich hatte er einen guten Weibchen-Bestand in Witzelsdorf! Aber Männchen wandern offenbar zur Inzucht-Vermeidung manchmal ab, während die Weibchen als ortstreu angesehen werden“, erklärt Schindler.