Wie in St. Pölten Essen vor der Mülltonne gerettet wird
Foodsharing, Facebook-Gruppen, gratis Obst im Spar oder mittels App: In der Landeshauptstadt gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie man Lebensmittel nicht verschwendet.
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166 Tonnen Lebensmittelabfälle landen in Niederösterreich täglich im Müll, das sind rund 40 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Durch sogenannte Food Saver, auf Deutsch „Essensretter“, sind es täglich etwas weniger.
Food Saver holen jede Woche Lebensmittel, die ansonsten weggeschmissen werden würden, bei Supermärkten, Reformhäusern oder Bäckereien ab und retten sie so vor der Mülltonne. Die Initiative Foodsharing gibt es in ganz Österreich. In St. Pölten zählt sie 35 aktive Mitglieder, welche auch in den umliegenden Bezirken St. Pölten Land, Tulln und Krems unterwegs sind. Der St. Pöltner Manuel Binder ist einer davon.
Wöchentliche Abholungen
„Zu manchen Händlern fahren wir zwei bis drei Mal die Woche, zu manchen nur vier Mal im Jahr. Das kommt ganz auf den Betrieb an“, sagt Binder. Aktuell holen sie Lebensmittel bei sechs Betrieben ab, unter anderem beim Biomarkt Denn's und der Drogerie Prokopp. In den nächsten Wochen sollen weitere Kooperationen dazukommen.
Die geretteten Lebensmittel verteilen die Food Saver an Bekannte und Nachbarn. Was darüber hinaus über bleibt, kommt in einen sogenannten Fair-Teiler. Das sind Kühlschränke, aus denen sich jeder bedienen kann, auch Nicht-Mitglieder. Davon gibt es in St. Pölten aktuell nur einen, der allerdings nicht öffentlich zugänglich ist.
Demnächst soll ein Kühlschrank im Grünareal Sonnenpark entstehen, welcher draußen und somit rund um die Uhr zugänglich sein wird. An drei weiteren Standorten im Großraum St. Pölten werde gerade gearbeitet. „Dort kann man auch selber Lebensmittel hinbringen, wenn man beispielsweise in den Urlaub fährt und noch Essen übrig hat“, sagt Binder.
Spar verschenkt Obst und Gemüse
Die Food Saver sind nicht die einzigen, die im Bundesland versuchen, Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten. Johann Mohr, Leiter einer Sparfiliale in Wagram, bietet seinen Kunden seit Jahren Obst und Gemüse in einem Kisterl gratis an, welches nicht „schön“ genug ist, um verkauft zu werden.
„Neben Obst und Gemüse legen wir auch manchmal Basis- oder saisonbedingte Sachen wie Weihnachtsschokolade hinein. Wir geben eigentlich alles rein, bevor es abläuft. Wir schmeißen eigentlich nichts weg.“, sagt Mohr.
Die Kisterl werden täglich in der Früh befüllt. Die Kunden würden es so gut annehmen, dass sie bereits am Vormittag schon immer leer seien.
„Wir schauen, dass wir so bestellen, dass generell nicht Unmengen übrig bleiben“, sagt Mohr. Und die Lebensmittel die übrig bleiben, die würden sich in dem Kisterl ausgehen.
Vergünstigtes Essen mit App „Too good to go“
Eine weitere Möglichkeit, Lebensmittel nicht zu verschwenden, bietet die App „Too good to go“. Dort werden Lebensmittel und fertige Gerichte, die während des Tages nicht verkauft wurden, in Überraschungssackerl verpackt und zu einem Drittel des ursprünglichen Verkaufspreises angeboten.
In Niederösterreich machen aktuell rund 200 Betriebe mit, in St. Pölten unter anderem die Bäckerei Hager, die Bäckerei Fuchs, BackWerk, Spar-Gourmet, Khim und das Anchan Asian Bistro. Mittels App sieht man, wo es in der Nähe etwas abzuholen gibt.
Essen auf Facebook verschenken
Für St. Pöltner, die selber Essen übrig haben und nicht wissen wohin damit, kann die Facebook-Gruppe „Essen zu verschenken in St. Pölten“ eine Möglichkeit sein. Dort sollen Menschen, die Essen übrig haben, andere finden, die es gebrauchen können. Mehr als 2.400 Menschen sind in der öffentlichen Gruppe.
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