Vorwürfe gegen Uni-Klinikum: "Herz-OP gestoppt, weil nur ein Saal in Betrieb war"

Ärzte haben nach eigenen Angaben mit der Notfallkonservierung ein Leben gerettet. Der vollständige Bericht steht noch aus.
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Der 10. Jänner war für Alfred F. aus dem Bezirk St. Pölten ein wichtiger Tag. F. hatte einen Termin im Universitätsklinikum St. Pölten, der ihm sein Leben retten sollte.
Es ist das Herz, das dem Niederösterreicher zu schaffen macht, deshalb musste dem 80-Jährigen ein verengtes Blutgefäß aufgedehnt werden. „Ich lag am Operationstisch, der Eingriff hatte bereits begonnen, als plötzlich ein Notfall gemeldet wurde“, erinnert sich F. im Gespräch mit dem KURIER.
Weil eine Person, die einen Herzinfarkt erlitten hatte, dringend behandelt werden musste, wurde der Pensionist aber wieder zurück ins Krankenzimmer gebracht.
Fall wird geprüft
Dass Notsituationen Flexibilität erfordern, versteht F. natürlich. Es ist eine andere Sache, die F. verwundert bzw. ärgert. „In der Abteilung gibt es drei Operationssäle. Mir haben die Ärzte gesagt, dass ab 15 Uhr aber nur noch einer in Betrieb ist. Das kann ja nicht sein, schließlich handelt es sich um ein Schwerpunktkrankenhaus“, sagt F.

Patient Alfred F. aus dém Bezirk St. Pölten
Er hat den Fall bereits der Patientenanwaltschaft gemeldet. Dort werde die Causa derzeit geprüft, heißt es. Details kann Patientenanwalt Gerald Bachinger noch nicht nennen. „Es kann freilich niemals an der Infrastruktur scheitern, sondern nur am Personalstand. Die Corona-Pandemie sorgt leider für so manche Verschiebungen“, sagt Bachinger.
"Rund-um-die-Uhr"-Versorgung
Licht in die Angelegenheit versucht die Landesgesundheitsagentur NÖ zu bringen. Laut einer Sprecherin gibt es in St. Pölten tatsächlich zwei Herzkathetereingriffsräume. Einer sei rund um die Uhr besetzt, der zweite Raum Montag, Dienstag und Donnerstag bis 19 Uhr sowie Mittwoch und Freitag bis 16 Uhr.
Die „Rund-um-die-Uhr“-Versorgung von akuten Herzinfarkten sei ein Schwerpunkt, wobei das Versorgungsgebiet große Teile des Landes umfasst.
„Notfälle müssen elektiven Eingriffen prinzipiell vorgezogen werden, um die Akutversorgung durchgehend gewährleisten zu können“, betont die Sprecherin. Und: Herzkathetereingriffe können bei stabilen Patienten immer zweizeitig (Kontrastmittel wird injiziert, zweiter Schritt Intervention, Anm.) erfolgen. „In manchen Zentren ist ein derartiges Vorgehen sogar standardmäßig vorgesehen. Den Betroffenen erwächst daraus keinerlei Nachteil für ihre Behandlung – im Gegensatz zu Akutpatienten, bei denen jede Minute Verspätung beim Eingriff schwere Folgen haben kann.“
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