Neue Ausstellung in NÖ zeigt eine Zeitreise durch den Tourismus

Neue Ausstellung in NÖ zeigt eine Zeitreise durch den Tourismus
Im Museum NÖ startet die Ausstellung „Zimmer frei! Urlaub auf dem Land“. Gezeigt wird die Geschichte des Sommerurlaubs.

Eine gebackene Kalbsleber um zehn Schilling, Nierndln mit Hirn um 8,50 und ein Stanitzel mit Schlag um vier Schilling: Wer sich angesichts der aktuellen Teuerungswelle in vergangene Zeiten zurücksehnt, der ist ab Samstag im Museum Niederösterreich in St. Pölten genau richtig.

Speisekarten aus den 1950er-Jahren

„Zimmer frei! Urlaub auf dem Land“ heißt die aktuelle Sonderausstellung, die auf einer Fläche von 400 Quadratmetern die Kulturgeschichte des Urlaubs am Land von 1945 bis heute erzählt. Dabei sind unter anderem Dutzende alte Postkarten zu bewundern, die von Bürgern eingesendet wurden. Und hier kann man auch einen Blick in Speisekarten aus den 50er-Jahren werfen. Die eingangs beschriebenen Preise für Gerichte stammen übrigens aus dem Gasthof Failler in Drosendorf-Zissersdorf im Bezirk Horn.

Interviews

„Zentral ist für uns die Begegnung zwischen Gastgebenden und Gästen. Dazu haben wir viele Interviews geführt, die auch in der Ausstellung zu hören sind, und zahlreiche sehr persönliche Objekte aus Privatbesitz erhalten“, berichtet Christian Rapp, wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte.

Vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich der Fremdenverkehr grundlegend. Neue Kapazitäten für Gäste mussten geschaffen werden, weil Urlaub für große Teile der Bevölkerung wieder möglich wurde. Im ländlichen Raum etablierte sich dabei die Vermietung von Privatzimmern.

Persönliche Geschichten

Der nächste Einschnitt erfolgte dann in den 1960er-Jahren. Die Massenmotorisierung sorgte für einen enormen Entwicklungsschub, der Fernurlaub erhöhte zudem den Druck auf heimische Urlaubsziele.

Bei einem Rundgang durch die Ausstellung lernen die Besucher unter anderem auch Betriebe wie das Panhans am Semmering, das Hotel Lang in Mönichkirchen oder den Frankenhof an der Hohen Wand kennen. Die Kinokassa und eine silberne Suppenschüssel aus dem Gasthof „Zum Goldenen Lamm“ in Drosendorf erzählen zudem sehr persönliche Geschichten über die Besucher und ihre Gastgeber. Briefwechsel belegen das oft freundschaftliche Verhältnis zwischen Touristen und ihren Unterkunftgebern.

Neue Ausstellung in NÖ zeigt eine Zeitreise durch den Tourismus

Auch Brettspiele kann man bestaunen

Eingegangen wird bei „Zimmer frei! Urlaub auf dem Land!“ aber auch auf das Thema Werbung. Plakate zeigen, wie sich Niederösterreich seit den 1950er-Jahren als Sehnsuchtsort inszeniert und als Urlaubsdestination präsentiert hat. Historische Prospekte belegen die Bemühungen einzelner Orte und Regionen im Bundesland, neue Gäste anzulocken.

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Brettspiele, Österreichs Auftritt auf Weltausstellungen und die Darstellung der Wachau in Spielfilmen veranschaulichen die Repräsentation des Tourismuslandes nach innen und außen.

Konflikte

Die Schau im Museum Niederösterreich beleuchtet aber auch die Schattenseiten, die der Tourismus mit sich bringt. Gezeigt werden der „Overtourism“ auf der einen und leere Großhotels auf der anderen Seite. Nicht verschwiegen wird zudem die Problematik steigender Immobilienpreise durch Zweitwohnsitze, Konflikte um die Nutzung von Naturgebieten zwischen Erholungssuchenden und Grundstücksbesitzern und die Frage nach der Zukunft von Skigebieten, wenn aufgrund der Klimaerwärmung die Schneemengen nicht mehr reichen.

Die Ausstellung läuft noch bis 2. Februar 2025. Über weitere Leihgaben zu dem Thema würden sich die Museumsverantwortlichen freuen, wurde bei der Präsentation betont.

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