S34: Urzeitkrebse könnten Mega-Projekt zu Fall bringen

S34: Urzeitkrebse könnten Mega-Projekt zu Fall bringen
Ehemaliger Garnisonsübungsplatz bietet seltenen Tier- und Pflanzenarten Heimat. Geplante Schnellstraße würde Gebiet zweiteilen.

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Vögel, Fledermäuse, Amphibien, Libellen und Urzeitkrebse. Insgesamt 36 Arten dieser Gattungen nennen den ehemaligen Granisonsübungsplatz (GÜPL) im St. Pöltner Ortsteil Völtendorf ihr zuhause - und sind noch dazu hochgradig geschützt. Unter ihnen ist auch der weltweit vom Aussterben bedrohte Wachtelkönig, der im Gebiet des heutigen Flugplatzes brütet. 

Noch immer kein Schutzgebiet

"Der rund zwei Hektar große GÜPL ist ökologisch das herausragendste Gebiet der gesamten Region", sagt Markus Braun, Obmann der Forschungsgemeinschaft Lanius. Schon seit mehr als 15 Jahren setzt er sich dafür ein, dass das Areal  zum Schutzgebiet erklärt wird - bisher erfolglos.

Mit dem geplanten Bau der Traisentalschnellstraße (S34) könnte das zu schützende Gebiet aber bald gar nicht mehr schützenswert sein. Die Trasse der Schnellstraße würde nämlich direkt durch das Gelände, auf dem sich 457 einzelne Tümpelbiotope befinden, verlaufen.

Unzureichende Grünbrücke 

"Die S34 wird das Gebiet zweiteilen", zeigt sich Braun besorgt. Auch eine 55 Meter breite Grünbrücke als Verbindung zwischen den Gebieten sei ein unzureichender Ausgleich. "Die Tiere werden nicht über die Brücke wandern, die Straße wird somit zur unüberwindbaren Barriere."

Abgesehen von der Zweiteilung des Gebietes würde auch die Absenkung der Trasse auf Grundwasser-Niveau wertvolle Diversitäts-Flächen zerstören. Da das Grundwasser dann nämlich über Kanäle in die nahegelegenen Flüsse Pielach und Traisen abgeleitet wird, können es zu einer Versteppung der Landschaft kommen. 

Einsprüche 

"Diese Straße kann niemals umweltverträglich sein", ist sich Braun sicher. Davon möchte man von 15. bis 19. Jänner nun auch das Bundesverwaltungsgericht überzeugen. Bereits 2019 wurde das Umweltverträglichkeitsprüfungs-Verfahren (UVP-Verfahren) verhandelt, woraufhin mehr als 350 Einsprüche eingereicht wurden. 

S34: Urzeitkrebse könnten Mega-Projekt zu Fall bringen

Im September wurde auf die Bodenversiegelung durch den Bau der Schnellstraße aufmerksam gemacht

Bis zum August des Vorjahres wurden weitere Gutachten und eine ergänzende Umweltverträglichkeitserklärung eingereicht, die dann ein Monat später vor Gericht Thema waren. Nachdem bei den Verhandlungen im September ein Gutachten fehlte, wird der Fachbereich "Pflanzen und Tiere und ihre Lebensräume" jetzt im neuen Jahr diskutiert.

In weitere Folge entscheidet das Bundesverwaltungsgericht dann über die Umweltverträglichkeit des Projekts. Durch die Verhandlungen in den nächsten Tagen erhofft sich die Forschungsgruppe Lanius, wie auch viele weitere am Verfahren beteiligte Initiativenvertreter (Vertreter der Grundstücksbesitzer, Plattform S34, Klimahauptstadt 2024, etc.) einen weiteren Aufschub des Projektes. Der Baustart wäre für Ende 2021 geplant. 

Politische Unterstützung

„Wir werden uns mit aller Kraft gegen den Bau der S 34 einsetzen und diese katastrophale Naturzerstörung nicht hinnehmen“, Christina Engel-Unterberger, Spitzenkandidatin der Grünen bei den St. Pöltner Gemeinderatswahlen am 24. Jänner. 

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Spitzenkandidatin Christina Engel-Unterberger ist gegen den Schnellstraßen-Bau

Laut einer Aussendung der Grünen sprach der Fachexperten Harald Frey vom Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien, der gleichzeitig auch Mitglied des Aufsichtsrates der ASFINAG ist, während eines Vortrages von einer "haarsträubenden Situation" in Bezug auf die S34.

In den letzten zehn Jahren hätte sich das Verkehrsaufkommen auf der B20, die durch die Schnellstraße entlastet werden sollte, nicht erhöht - der Bau der Straße wäre somit nicht zu rechtfertigen. 

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