Mit dem gelben Sack ist auch die Sammelmenge beim Müll deutlich gestiegen. Von einem Ziel ist man aber noch deutlich entfernt, wie sich in NÖs größter Müllsortier-Anlage in Wölbling zeigt.
Langsam schiebt sich der Sattelschlepper rückwärts in die riesige Halle, dann steigt der Fahrer aus und öffnet mit einem Ruck den Auflieger. In der Sekunde quillen Unmengen an Müll heraus, ein Bagger schaufelt die Fracht auf ein Förderband. Gesprochen wird kaum, der Lkw-Chauffeur weiß sofort was zu tun ist, wenn die Baggerfahrerin hupt.
In Wölbling im Bezirk St. Pölten, wo sich die größte Müll-Sortieranlage Niederösterreichs befindet, steht der Betrieb nie still. In drei Schichten wird gearbeitet, rund um die Uhr, pro Tag werden 80 Tonnen Leichtverpackungen sortiert – im Jahr sind es rund 200.000 Tonnen. „Wir fahren“, sagt Betriebsleiter Thomas Mayer, „mit voller Auslastung.“
Das Geschäft mit dem Müll blüht also, die Vereinheitlichung der Müllsammlung in Niederösterreich hat dabei für einen zusätzlichen „Turbo“ gesorgt.
Wie der KURIER berichtete, wurde mit Jahresbeginn in den meisten Regionen das System umgestellt: Alle Leichtverpackungen kommen nun in den gelben Sack oder die gelbe Tonne, Ausnahmen gelten nur mehr für Glas und Papier. Nun haben die Umweltverbände eine erste Bilanz gezogen, die ein eindeutiges Ergebnis zeigt: die Sammelmenge hat sich laut den Verantwortlichen nämlich bereits deutlich erhöht.
Akzeptanz
„Die von uns gesammelten Leichtverpackungen sind im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22 Prozent auf knapp 3.000 Tonnen gestiegen“, berichtet Stefan Tollinger, Geschäftsführer von Brantner green solutions.
Besonders auf lokaler Ebene sind die Veränderungen bereits nach wenigen Monaten erkennbar. So hat sich laut Tollinger alleine im Bezirk Krems zwischen Jänner und März die gesammelte Menge pro Einwohner nahezu verdoppelt. Tollinger geht aber noch von einer weiteren Zunahme aus. Das liege auch daran, dass der gelbe Sack mittlerweile von einem Großteil der Bevölkerung akzeptiert werde, so der Manager.
Neue Anlagen geplant
Dass die Umstellung bislang gut funktioniert habe, bestätigt auch Anton Kasser, Präsident der NÖ Umweltverbände. Am Ziel ist man deshalb aber noch lange nicht angekommen.
Ordentlich Aufholbedarf gibt es laut Kasser etwa noch bei der Recyclingquote. Hier schreibt die Europäische Union für die kommenden Jahre eine Quote von 50 Prozent vor, in Niederösterreich liegt man in Sachen Kunststoff allerdings erst zwischen 25 und 26 Prozent. Kasser geht davon aus, dass es in Zukunft noch mehr Sortieranlagen brauchen werde, sein Vize Roman Stachelberger glaubt auch an einer Steigerung der technischen Möglichkeiten. „Wichtig wird es sein, auch hier noch sauberer zu trennen, um sortenreines Material der Wirtschaft wieder zuzuführen.“
Abfuhrintervall
Bereits über den EU-Vorgaben liegt man hingegen bei der Sammelquote. Hier wurde bis 2030 ein Ziel von 60 Prozent ausgegeben. „Schon vor der Umstellung wurden 63 Prozent aller Wertstoffe im Kreislauf gehalten“, sagt Kasser.
Kollege Stachelberger erzählt, dass sich die Müllverbände schon zum Start des neuen Systems gerüstet hätten, um Probleme zu vermeiden. „Damit sich die Gelben Säcke nicht in den Haushalten stapeln und die Tonnen überquellen, wurde das Abfuhrintervall erhöht. Der Müll wird nun alle vier Wochen abgeholt.“ Zudem sei die Zahl der Säcke pro Rolle auf 13 Stück erhöht worden. Insgesamt wurden statt acht Millionen im Vorjahr nun 15 Millionen Säcke angeschafft.
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