Firma zahlte nicht mehr: 63-Jähriger musste jahrelang um Lohn kämpfen

Firma zahlte nicht mehr: 63-Jähriger musste jahrelang um Lohn kämpfen
Chef einer Wirtschaftstreuhandfirma dürfte auf Zeit gespielt haben, deshalb wurde sehr lange prozessiert.

Der Start verlief vielversprechend. Im September 2018 bekam ein heute 63-Jähriger einen Job bei einer Wirtschaftstreuhandfirma im südlichen Niederösterreich. Für die Tätigkeit als Assistent der Geschäftsführung wurden 3.000 Euro brutto verrechnet, neun Monate lang gab es keine Probleme. Die Gehälter wurden termingerecht und auch in voller Höhe bezahlt.

Doch dann schlug die Stimmung um. Herr S. bekam entweder zu wenig, oder gar kein Geld auf sein Konto überwiesen. Irgendwann reichte es S., er kontaktiert die Arbeiterkammer Niederösterreich. Die Experten rechneten aus, dass das Unternehmen dem Mann insgesamt 14.620 Euro netto schuldete. Doch damit war die Causa noch lange nicht beendet.

Weil der Firmenchef trotz mehrmaliger Aufforderungen nicht zahlte, wurde im März 2020 Klage eingebracht. Von da an zog sich der Fall. Einsprüche und eine Gegenforderung, wonach der Arbeitnehmer seinerseits einen hohen Schaden verursacht hätte, wurden formuliert. Das Gericht lehnte die Gegenforderung ab, das Arbeitsgericht in Wiener Neustadt verurteilte den ehemaligen Dienstgeber zur Zahlung in voller Höhe. Zu diesem Zeitpunkt hatte S. die Wirtschaftstreuhandfirma bereits verlassen.

Sein Geld sah der Mann deshalb trotzdem noch immer nicht. Denn sein Chef ging noch einige Schritte weiter und beschäftigte das Oberlandesgericht Wien und in weiterer Folge den Obersten Gerichtshof mit der Angelegenheit. „Der Arbeitnehmer bekam mit unserer Unterstützung aber auch in letzter Instanz recht“, berichtet Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer NÖ.

Verzögerungstaktik

Möglicherweise war es aber einfach nur eine Verzögerungstaktik, die der Chef des Unternehmens gewählt hatte. Die Vermutung liegt zumindest nahe, denn die Zahlung konnte er am Ende gar nicht leisten.

Firma zahlte nicht mehr: 63-Jähriger musste jahrelang um Lohn kämpfen

Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer NÖ

Vor wenigen Monaten war Insolvenz über die Firma im südlichen Niederösterreich eröffnet worden. Die offenen Ansprüche erhielt der 63-Jährige schließlich aus dem Insolvenzausfallfonds, fast drei Jahre nach Beginn der Causa. Übrigens: Die Anwaltskosten des einstigen Dienstgebers beliefen sich zuletzt auf 14.270 Euro, und damit fast genau so viel wie er seinem Arbeitnehmer eigentlich geschuldet hatte.

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