Als Martha Keil im Jahr 2004 zur Direktorin des Institutes für jüdische Geschichte Österreichs ernannt wurde, hatte sie einen großen Wunsch: die Sanierung des jüdischen Friedhofs in St. Pölten. Denn die Angehörigen der Verstorbenen, so Keil damals zum KURIER, seien ob des Zustandes „sehr bedrückt“.
Umgefallene Grabsteine, zerbrochene Inschriften, Unkraut-Wildwuchs – tatsächlich war das Areal am Hauptfriedhof lange Zeit einer Gedenkstätte nicht würdig.
20 Jahre später ist nun endlich alles anders. Es wurden ein neuer Zaun errichtet, Steinmetzarbeiten durchgeführt und Grabstellen statisch gesichert.
Vereinbarung
„Wir sind uns der besonderen Bedeutung des jüdischen Erbes in unserer Stadt in hohem Maße bewusst. In besonderer Weise kommt die Bedeutung, die wir unserer jüdischen Geschichte beimessen, in der Restaurierung und Erweiterung der ehemaligen Synagoge zum Ausdruck. Im Zusammenhang damit ist es mir besonders wichtig, dass auch die Sanierung des jüdischen Friedhofes in Angriff genommen wird“, sagte Bürgermeister Matthias Stadler im Jänner 2022, als der Gemeinderat das Projekt beschloss.
Mittlerweile sind die Arbeiten abgeschlossen, zudem wurde eine Instandhaltungsvereinbarung zwischen der Stadt und IKG (Israelitische Kultusgemeinde Wien) auf die Dauer von 20 Jahren geschlossen.
Bei der Umsetzung spielte auch der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich eine wichtige Rolle, der vom Nationalrat eingerichtet und jährlich vom Bund mit einer Million Euro ausgestattet wird. Die Sanierung in St. Pölten wurde mit knapp 900.000 Euro gefördert.
Massengrab
Der neue jüdische Friedhof wurde 1906 errichtet und schließt an den städtischen Friedhof an. Das historische Tahara-Haus blieb erhalten.
In einem Massengrab ruhen die sterblichen Überreste von mindestens 228 ungarisch-jüdischen ZwangsarbeiterInnen, die in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 in Hofamt Priel im Bezirk Melk von der SS erschossen wurden.
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