Drei gescheiterte Ehen und zwei Herzinfarkte hat der 58-Jährige bereits hinter sich. Er spricht von finanziellen Problemen, „ich kann einige Verwaltungsstrafen nicht bezahlen“, sagt er. Und jetzt auch noch der Ärger mit der Justiz.
Der Krankenpfleger steht unter dringendem Tatverdacht. Er soll in St. Pölten Scheinimpfungen durchgeführt haben. Über die Anzahl gehen die Angaben stark auseinander. F. sagt, es seien vielleicht 15 gewesen, die Kripo glaubt, dass er mehr als 100 durchgeführt haben könnte. Die Ermittlungen dazu sind allerdings noch nicht abgeschlossen.
Scheinimpfung um 200 Euro
Außerdem soll F. Komplizen gehabt haben. Zwei Männer und eine Frau sind, so die Staatsanwaltschaft, als Vermittler aufgetreten. Sie sollen Menschen angesprochen haben, ob sie nicht ein Impfzertifikat ohne Impfung bekommen wollen. 100 Euro pro Scheinstich für F., 100 Euro für die Vermittler. „Wahrscheinlich hätten die Menschen dafür auch 1.000 Euro bezahlt“, meint F.
Angefangen habe es damit, dass er jemanden einen „persönlichen Gefallen“ machen wollte. Das Angebot sprach sich schnell herum, „ich konnte es nicht mehr stoppen“, sagt F. im Gespräch mit dem KURIER. Eine Frau, die in einem Fitnessstudio angesprochen wurde, gab der Polizei schließlich einen Tipp.
Hausdurchsuchung
F. ist selbst dreimal geimpft. 30 Jahre lang war er als Krankenpfleger tätig, derzeit befindet er sich im Krankenstand. Dass er nun wahrscheinlich seinen Job verliert, ist ihm klar. Er habe in den vergangenen Tagen viel nachgedacht, erzählt der 58-Jährige. „Angenommen, ich wäre vor ein paar Wochen gestorben, dann wären viele Menschen zu meinem Begräbnis gekommen. Schließlich habe ich mich um meine Patienten immer gut gekümmert. Sollte ich jetzt sterben, werden es nur ein paar Leute sein.“
F. sagt, dass er kürzlich auf der Straße beschimpft wurde. Die Hausdurchsuchung durch Beamte des Landeskriminalamtes Niederösterreich blieb in der Nachbarschaft nicht unbemerkt, dem St. Pöltner wurden Handys und Bargeld abgenommen.
"Mein Held"
F. erzählt aber auch, dass ihm einige für seine „Dienste“ dankbar gewesen seien. „Sie sind mein Held, hat mir eine Frau in der Kabine zugeraunt“, behauptet F.
Der Krankenpfleger betont mehrmals, dass er kein Impfgegner sei. „Aber man muss auch die Skepsis einiger Menschen verstehen. Denn es ist doch so, dass sich auch viele geimpfte Menschen mit dem Virus angesteckt haben. Das sorgt für Unsicherheit.“
Wie es nun weitergeht, weiß F. noch nicht. Er wartet vorerst auf die Zustellung der Anklageschrift. Ermittelt wird nach § 178 StGB, der vorsätzlichen Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten. Es drohen bis zu drei Jahre Haft.
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