Dass Stadler nun ganz in Tracht und Hut von den aktuellen Wahlplakaten mit "Noch frohere Weihnachten" grüßt, verwundert einige. Politische Beobachter vermuten sogar, dass der Stadtchef damit die ländliche Bevölkerung verstärkt ansprechen wolle.
Grund genug, um bei Lore Hayek nachzufragen. Hayek ist Universitätsassistentin am Institut für Politikwissenschaft an der Uni Innsbruck und beschäftigt sich intensiv mit der Kommunikation von Parteien und Wahlkampfstrategien.
Informationsüberfluss
Sie meint, dass der Einfluss von Wahlplakaten auf die Bevölkerung von den Parteien grundsätzlich überschätzt werde. Einen Einfluss auf die Wahlentscheidung haben sie kaum. Allerdings, so Hayek im Gespräch mit dem KURIER, könnten Plakate in Zeiten des Informationsüberflusses Wähler grundsätzlich zur Wahlteilnahme mobilisieren.
In das aktuelle Wahlplakat mit dem Stadtchef würde sie allerdings "nicht zu viel hineininterpretieren", wie sie sagt. Aus der Sicht der Expertin handle es sich mehr um ein weihnachtliches Sujet als ein Fischen in neuen Wählerschichten.
Viel ernster ist hingegen aber eine andere Frage, die am Wahltag tatsächlich eine wichtige Rolle spielen wird: Wie können Heimbewohner in Zeiten von Corona wählen, ohne dass dabei ein Sicherheitsrisiko eingegangen wird. Wie mehrmals berichtet, gelten Heime derzeit als Hochsicherheitszonen, auch in Niederösterreich waren in den Einrichtungen zahlreiche Todesfälle zu beklagen, zum Teil wurden sehr große Cluster gemeldet - auch in St. Pölten.
Schutzanzüge
Das Problem ist, dass sich bis zum 24. Jänner die Corona-Lage noch ändern könnte, in welche Richtung auch immer. "Wir sind zum Teil damit konfrontiert, dass sich Verordnungen von Woche zu Woche ändern. Deshalb muss man abwarten", sagt SPÖ-Vizebürgermeister Harald Ludwig im Gespräch mit dem KURIER. Vorstellbar sei, so Ludwig, dass die fliegenden Wahlkommissionen in Schutzanzügen in die Heime kommen, oder dass verstärkt Wahlkarten angeboten werden. Diese können übrigens schon bestellt werden.
Im Rathaus geht man jedenfalls davon aus, dass die Heimbwohner von ihrem demokratischen Grundrecht Gebrauch machen können. "Das muss möglich sein, auch in Zeiten der Pandemie", betont ein Sprecher.
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