Gegen Sicherheitszentrum: Anrainer bitten Stadt St. Pölten um Hilfe
Am 23. Dezember kehrt vielerorts normalerweise bereits der Weihnachtsfriede ein. Nicht so am gestrigen Freitag in der Landeshauptstadt. Vor dem Rathaus hatten sich mehr als ein Dutzend Aktivisten des „Initiativennetzwerks Klimahauptstadt 2024“ versammelt, um ihrem Unmut über das geplante Sicherheitszentrum im Westen St. Pöltens Luft zu machen.
Arbeitsplatz für 1.300 Beamte
Wie der KURIER bereits berichtete, soll am Eisberg – genauer auf der sogenannten „Schanze“– das neue Polizei-Hauptquartier entstehen. Der Komplex wird künftig 1.300 Beamten Platz bieten, es gibt eine unterirdische Schießanlage, zudem wird das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl in dem Zentrum untergebracht. Kostenpunkt für den Bau: rund 208 Millionen Euro. Konkrete Pläne für das Großprojekt, das auf einer Fläche von 22.000 Quadratmetern errichtet werden soll, gibt es momentan noch keine.
Anrainer des beliebten und eher hochpreisigen Siedlungsgebiets befürchten aber einen „Monsterbau“ und viel Unruhe: „Neben riesigen Betonburgen werden noch Parkplätze für 1.100 Fahrzeuge errichtet, damit die 1.300 Bediensteten tagtäglich über St. Pöltens niederrangiges Straßennetz zur Arbeit kommen. Um von dort aus rund um die Uhr mit Hubschraubern, Blaulicht und Tatü-Tata zu Einsätzen in ganz Niederösterreich auszurücken“, sehen etwa die Aktivisten Dieter Schmidradler und Thomas Wagner ihre Ruhe gefährdet.
Bau statt Bäumen
Dabei sei den Anrainern eine ruhige Nachbarschaft mit Naherholungsgebiet (wurde im Sommer eröffnet) und 150.000 Quadratmeter zusätzlichem Wald versprochen worden, so die Aktivisten. Sie vermuten, dass es beim Ankauf von besser geeigneten Grundstücken durch die Stadt Probleme gab, deshalb entstehe das Sicherheitszentrum nun auf jener Fläche, die ursprünglich als Grünraum gedacht war.
Ausschließlich Grünraum sei hier aber nie vorgesehen gewesen, erklärte St. Pöltens ÖVP-Klubobmann Florian Krumböck am Freitag: „Wir haben es in dieser Stadt schon öfter erlebt, dass grundsätzlich gute Projekte durch schlechte und falsche Kommunikation kaputtgemacht werden. Grundsätzlich finde ich das Projekt wirklich gescheit und sinnvoll.“
Thomas Wagner und Dieter Schmidradler übergaben den offenen Brief im Rathaus.
ÖVP-Klubobmann Florian Krumböck diskutierte mit den Anrainern vor dem Rathaus.
Ein offener Brief der Aktivisten soll nun den Bürgermeister umstimmen. Darin wird Matthias Stadler (SPÖ) wird gebeten, sich „im Sinne seiner Bürger“ für einen neuen Standort bei Bund und Land einzusetzen.
Als Alternative haben die Aktivisten etwa das Gelände der ehemaligen Kopalkaserne im St. Pöltner Süden ins Auge gefasst – dieses ist mittlerweile aber verkauft und teilweise verbaut.
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